10 Schritte für mehr Produktivität
„Ich habe so viel zu tun!“ Wer kennt diesen Ausruf nicht? Gerade, wenn man bereits ein paar Romane veröffentlicht hat und merkt, wie viele administrative Vorgänge sich plötzlich auftun, kommt das Schreiben oftmals zu kurz. Deshalb findest du im Folgenden 10 Tipps, um produktiver zu sein und so mehr Zeit zum Schreiben zu haben.
#1: Das Wichtigste zuerst
Nicht nur auf dem Arbeitsplatz ist es wichtig, Prioritäten zu setzen. Überlege dir bereits am Vorabend, was die wichtigste Aufgabe des Folgetages ist. Die Überarbeitung aus dem Lektorat einfügen? Das Cover in Auftrag geben? Kapitel 16 beenden? Die E-Mail von diesem Redakteur beantworten? Was es auch sei: Erledige diese Aufgabe am nächsten Tag vor allen anderen. Auch – oder besser: gerade! – wenn es eine doofe Aufgabe ist (wie beispielsweise die Steuererklärung).
#2: Stehe früher auf
Obwohl ich mich zu den Nachteulen zähle, muss ich zugeben: Ich schaffe mehr, wenn ich früher aufstehe. Morgens um vier oder fünf ist die Welt noch in Ordnung, mein Kaffee und ich genießen die ablenkungsfreie Zeit und ich bin noch nicht so erschöpft wie beispielsweise um Mitternacht.
Klar, das ist nicht für jeden etwas. Da ich aber davon ausgehe, dass du noch einen festen Vollzeitberuf hast, musst du wahrscheinlich eh früh aufstehen. Probiere es mal zwei Wochen lang, eine oder eineinhalb Stunden eher aus den Federn zu springen. Dann kannst du #1 auch viel besser beherzigen.
#3: Strukturiere deinen E-Mail-Eingang
Es gibt diese Tage, an denen kommen 15 E-Mails an und nur eine einzige enthält wichtige Informationen. Ich habe meinen Posteingang komplett archiviert und lege jede E-Mail in den richtigen Ordner ab. Am Ende des Tages darf keine E-Mail mehr in meinem Posteingang liegen.
E-Mails zu lesen, kostet viel Zeit (nur Facebook ist noch schlimmer). Wenn du also produktiv sein willst, reduziere deine E-Mail-Lesezeit auf ein Minimum. Meine Tipps:
- Öffne dein E-Mail-Programm erst, wenn du die wichtigste Aufgabe des Tages erledigt hast
- Lösche unwichtige E-Mails ungelesen
- Priorisiere deine Mails und bearbeite zuerst die wichtigen
- Hör auf, alle zehn Minuten deine Mails zu checken
- Kündige Abonnements (z. B. Newsletter), wenn du sie nicht liest
- Erstelle Automatismen, sodass z. B. Rechnungen automatisch im Rechnungsordner landen oder am besten direkt beim Steuerberater, wenn du einen hast
#4 Vermeide Ablenkungen
Was stört deine Konzentration am meisten? Wenn du abgelenkt wirst. Viele Ablenkungen kann man von vorneherein vermeiden.
Ein möglichst leerer Schreibtisch beispielsweise lenkt wenig ab. Wer hingegen Notizzettel mit Gedankenanstößen, zu begleichenden Rechnungen, Briefe vom Finanzamt, einen Einkaufszettel und drei Tassen Kaffee vor sich stehen hat, wird schneller abgelenkt. Schließe dein E-Mail-Postfach, stelle dein Handy auf lautlos und wenn du auf Nummer sicher gehen willst, hebe das Telefon ab, sodass beim möglichen Anrufer ein Besetztzeichen ertönt. Wenn du gut mit Musik schreiben kannst, lasse sie laufen, aber schalte sie ab, sobald du merkst, dass du mehr mitsingst als schreibst.
Du hast Kinder? Dann versuche Punkt #2 und nutze einen Tageszeitpunkt, an dem du alleine bist.
#5 Vergiss Multitasking
Hör auf, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen. Es geht viel (!) schneller, sie nacheinander zu machen. Du kannst nicht die entscheidende Kampfszene deines Fantasyromans schreiben und gleichzeitig das Anschreiben ans Finanzamt formulieren. Probiere es aus, und du wirst sehen, dass es stimmt. Wenn du Prioritäten setzt und Ablenkungen vermeidest, fällt es dir auch nicht schwer, die Dinge hintereinander zu erledigen.
#6 Hör auf, Überstunden zu machen
Ich beziehe mich jetzt auf deinen „Brotjob“: Erledige deine Aufgaben in der vorgegebenen Zeit von meistens 8 Stunden am Tag. Je früher du zu arbeiten anfängst, falls du Gleitzeit hast, desto eher bist du wieder zu Hause und kannst für deine Bücher produktiv sein.
Ein Praxisbeispiel: Wenn du um 08:30 zu arbeiten beginnst, bist du ohne Frühstückspause, mit einer halben Stunde Mittagspause bis mindestens 17 Uhr auf der Arbeit. Dann kommst du nach Hause, der Haushalt oder die Familie wartet, evtl. musst du einkaufen oder abends stehen Termine an.
Fängst du hingegen bereits um 07:30 Uhr an, hat das viele Vorteile: Du kannst um 16 Uhr gehen, hast so eine Stunde mehr Zeit zum Schreiben (oder zur Erledigung oben genannter Aufgaben) und vor 8 Uhr kann man sowieso besser ohne Ablenkung die wichtigsten Aufgaben erledigen. Lass dich bloß nicht dazu hinreißen, länger als bis 16 Uhr zu bleiben, wenn es nicht absolut notwendig ist. Fast nichts ist so wichtig, dass es nicht bis zum nächsten Morgen warten kann. Aber das zu erkennen, dauert sehr lange. (Ausnahme ist natürlich, wenn Überstunden absolut notwendig sind.)
#7 Arbeite zielführend
Es gibt Aufgaben, die erledigt werden müssen, ohne zielführend zu sein. Aber der Großteil der Aufgaben, die man abarbeitet, könnte man auch sein lassen. Die einzige Frage, die man sich bei jeder Aufgabe stellen muss, heißt: Bringt mich die Erledigung dieser Aufgabe meinem Ziel näher?
Wenn die Antwort „nein“ lautet, höre ab jetzt auf, die Aufgabe zu machen. Das kann bedeuten, keine Leserunden mehr zu veranstalten, wenn du herausfindest, dass sie für dein Buch nichts bringen. Es kann heißen, keine stundenlange Arbeit in einen Buchtrailer zu stecken, wenn du dadurch keine neuen Verkäufe generieren kannst. Auf der anderen Seite kann es auch genau anders herum sein: Wenn du nach der Veröffentlichung eines Trailers mehr Verkäufe hattest, solltest du das natürlich beibehalten.
#8 Vermeide Prokrastination
Ja, die Steuererklärung wartet (mein Lieblingsbeispiel). Wenn du sie nicht als wichtigste Aufgabe des Tages ansiehst (siehe Punkt #1), musst du sie trotzdem irgendwann machen. Hör auf, doofe Aufgaben auf später zu verschieben, sondern mache die doofen Aufgaben zuerst! Du fühlst dich glücklicher, wenn du sie erledigt hast und der Tag kann nur besser werden.
#9 Arbeite so oft wie möglich offline
Dieser Punkt passt zu #4. Die häufigste Ablenkung geschieht online, vor allem, wenn du Facebook oder andere soziale Netzwerke „nebenbei“ laufen lässt.
Supereinfacher aber effektiver Trick: Arbeite offline.
Du glaubst gar nicht, wie viel du schaffst, wenn du nicht mit dem Internet verbunden bist. Fehlende Recherchen markierst du im Text einfach mit einem Marker, damit du sie im Nachhinein recherchieren kannst. Wenn du gar nicht erst die Möglichkeit hast, ins Internet zu gehen, bleibt dir oft kaum etwas anderes übrig als an deinem Text zu arbeiten.
Mein Genießertipp: Schnapp dir deinen Laptop, stelle dein Handy auf offline und begib dich in ein Café oder in einen Park oder irgendwohin, wo du keinen Internetzugang hast und arbeite für zwei Stunden. Glaub mir, die Welt wird nicht untergehen.
#10 Delegiere
Keine Zeit, nach Bloggern zu suchen? Keine Lust, einen Buchtrailer zu erstellen, obwohl er dir Buchverkäufe gebracht hat? Keine Ahnung, wie man eine Webseite erstellt?
Immer, wenn du eine Aufgabe angehst, prüfe sie auf diese Fragen:
- ist die Aufgabe wichtig zur Erreichung meines Ziels? (Wenn nein: eliminieren!)
- wenn die Aufgabe wichtig ist: gibt es eine Möglichkeit, sie zu automatisieren? (z. B. E-Mail-Weiterleitung, häufige Fragen mit Textbausteinen beantworten)
- wenn nicht automatisierbar: kann ich jemanden beauftragen, die Aufgabe für mich zu erledigen? (ggf. auf Gegenseitigkeit?)
Fazit
Im Grunde lassen sich die Tipps schlicht zusammenfassen: Setze Prioritäten und lasse dich nicht ablenken. Ein Fokus ist wichtig, um produktiv zu sein. Mache deinen Mitmenschen klar, dass das Schreiben für dich wichtig ist und nicht „einfach irgendein Hobby“, das man mal für einen schlechten Film ausfallen lässt. Je professioneller du mit dem Schreiben umgehst, desto eher wird deine Umwelt das akzeptieren.
Viel Erfolg beim Umsetzen der Tipps!
Copyright des Bildes:
Urheber: „Sean McEntee“
Werktitel: productivity
Quelle: https://www.flickr.com/photos/smemon/4556099850
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Silje Habedank
Hallo Annika!
Danke für deine tolle Übersicht. Ich bin zwar keine Autorin, aber deine Tipps lassen sich wirklich auf jede „Schreibtischarbeit“ anwenden. Im Grunde weiß man ja, was einen weiterbringt und was nicht, aber ab und zu braucht man eine kleine Erinnerung 😉
Gruß Silje
Annika Bühnemann
Hallo Silje, ja, im Grunde braucht man nur ab und zu diesen „Ach ja, so geht das“-Effekt 😉 Liebe Grüße an dich!
Bettina
Hallo Annika,
in der Tat super Tipps, und das Fazit ist eine Zusammenfassung, die eigentlich alles aussagt
nur beim früh Aufstehen ist es bei mir einfach nichts (schon oftmals probiert, nie durchgehalten), ich bin ein extremer Nachtmensch, bei mir geht die Produktivität erst gegen Mittag oder noch später nach oben 🙂
lg Bettina
Vom Schreiben leben
Hallo Bettina! Jeder ist halt anders veranlagt 😉 Ich war früher auch der totale Nachtmensch. Vielleicht wäre ich es sogar noch, wenn ich schlafen gehen könnte, wann ich will. Aber da ich das momentan nicht kann, ist das frühe Aufstehen absolut eine Möglichkeit, sehr produktiv zu sein. Ich hab mich dran gewöhnt 😉
Petzi
Hey,
diese Tipps bringen tatsächlich nicht nur Autoren etwas, sondern auch jedem Blogger oder überhaupt jedem. Eigentlich so einfach, aber trotzdem scheitert es immer wieder an der Umsetzung. Wenn ich das befolgen würde, dann wäre die Rezension zu „Achtung: Braut!“ (das übrigens gar nicht schlecht war) nämlich schon längst fertig. 🙂
Liebe Grüße
Petzi