Vom Schreiben leben: 7 Voraussetzungen
In seinem Buch „How to make a Living as a Writer“ beschreibt James Scott Bell sieben Eigenschaften oder Voraussetzungen, die er für unablässig hält, wenn man vom Schreiben leben will. Hier sind sie.
Zuallererst möchte ich euch das Buch* (das es momentan nur auf Englisch gibt) gerne ans Herz legen.
Nun aber zu den Voraussetzungen, die gegeben sein müssen, wenn man tatsächlich seine Leidenschaft zum Beruf machen will (und das gilt wohl für alle Hobbys, nicht nur für das Schreiben)
1) Du musst die Tätigkeit lieben
Kaum einer käme wohl auf die Idee, sich mit etwas selbstständig zu machen, das er nicht mag. Viele Menschen unterschätzen aber, wie es ist, mit dem, was man gerne macht, Geld verdienen zu müssen. Du musst jeden Tag schreiben, wenn du davon leben willst, und wenn du einen Tag auslässt, musst du an einem anderen Tag mehr tun. Klar, du kannst dir alles frei einteilen und hast die Möglichkeit, wochenlang nichts zu schreiben und dann mit ein paar Nachtschichten alles auf einmal. Wie auch immer: In dir muss eine Leidenschaft für das Schreiben entfacht worden sein.
Zwar weiß niemand, was in fünf oder zehn Jahren ist, aber im Idealfall sitzt du dann noch immer mit deinem (neuen) Laptop auf dem Schoß in einer Ecke und schreibst deine Bücher oder Artikel. Wenn du dir vorstellst, den ganzen Tag schreiben zu können: Fühlst du dann dieses aufgeregte Kribbeln in dir? Den Drang, sofort diesen Traum umsetzen zu wollen? Diesen unbändigen Wunsch, das Schreiben zu deinem Lebensinhalt zu machen?
Herzlichen Glückwunsch, dann hast du die erste Voraussetzung erfüllt.
2) Du brauchst Disziplin
Siehe das Schreiben mal von der sportlichen Seite: Ein Profisportler trainiert jeden Tag um die 8 Stunden, Woche für Woche, Monat für Monat. Irgendwann kommt der Tag, an dem er seinen entscheidenden Wettkampf ausficht. Dann muss er zeigen, was er gelernt hat, ob sich das Training gelohnt hat. Ohne Disziplin funktioniert das nicht.
Noch dramatischer ist es, wenn dieser Sportler keinen Coach hat, sondern eigenverantwortlich trainiert. Und hier kommst du ins Spiel: Die wenigsten Autoren haben Trainer oder Coaches, die sie anleiten, motivieren und pushen. Du musst von dir selbst viel abverlangen, wenn du vom Schreiben leben willst. Jeden Tag musst du dich selbst motivieren, weiterzuschreiben. Und nicht nur das: Du bist selbst dafür verantwortlich, besser zu werden. Zu üben, zu trainieren und den „Ernstfall“ zu proben, ohne dass jemand von außen kommt und dir sagt, was du tun musst (außer natürlich du beauftragst einen Coach), aber auch da brauchst du Disziplin.
3) Du brauchst Durchhaltevermögen
Disziplin und Durchhaltevermögen gehen Hand in Hand. Wenn du konsequent deinen Traum verfolgst, hältst du auch durch. Da fällt mir wieder mein Lieblingsspruch ein:
[Tweet „Gib nicht auf, nur, weil es gerade schwierig ist.“]
Es gibt immer Gründe, aufzuhören, insbesondere, wenn sich der Erfolg nicht so schnell einstellt wie erhofft und man andere an sich vorbeiziehen sieht. Wenn du bemerkst, dass du nicht von der Stelle kommst, dann probiere einen anderen Weg aus: Vielleicht versuchst du es mal in einem andern Genre, oder vielleicht musst du erst deine Schreibfähigkeiten verbessern, bevor der Durchbruch kommt. Möglicherweise hast du auch eine Schwäche bei der Rechtschreibung, sodass der Korrektor zwar 98 % deiner Fehler behebt, aber die letzten 2 % immer noch 2 Fehler auf jeder Seite ausmachen (gut, das ist etwas übertrieben, aber du weißt, was ich meine).
Wenn du ernsthaft das Schreiben zu deinem Beruf machen willst, dann schreibst du, weil du das Schreiben liebst. Du willst mit jedem Buch besser werden, immer mehr lernen, schneller werden und dich zu einem Profi entwickeln. Schreiben macht dir Spaß (siehe Punkt 1), deshalb ist aufgeben keine Option. Nur wenn du bereit bist, Entbehrungen zu akzeptieren und weißt, dass es durchaus drei, vier oder fünf Jahre dauern kann, ehe du richtigen Erfolg hast, hast du eine gute Chance.
4) Du solltest eine vernünftige Einstellung zu Erwartungen haben
Es spricht nichts dagegen, große Träume zu haben. Im Gegenteil, ich ermutige dich herzlich dazu, dir große Ziele zu setzen. Denke an diesen Satz:
[Tweet „Wer nach den Sternen greift, erreicht zumindest den Mond.“]
Der Unterschied zwischen Träumen und Erwartungen ist jedoch, dass letztere dich unter sehr hohen Druck setzen und oft zum Scheitern verurteilt sind. Du kannst dir mit jeder Faser deines Herzens wünschen, einen Platz-1-Bestseller zu schreiben, aber sobald dieser Wunsch zu einer Erwartung wird, wirst du unglücklich.
Wenn sich ein Traum nicht (sofort) erfüllt, dann kommen wir Menschen damit viel besser klar, als wenn wir eine Erwartungshaltung haben, die nicht erfüllt wird. Eine Erwartung ist ein Ziel, das du erreichen musst und je höher du die Erwartungen an dich selbst sind, desto häufiger wirst du enttäuscht.
Versuche also, deinen Fokus zu schärfen: Strebe nach dem Mond, setze dir die Sterne als Ziel, aber erwarte von dir nur, deinen Arm in die Höhe zu strecken. Oder anders gesagt: Träume vom Bestseller, aber konzentriere dich dabei auf die einzelnen Schritte: Schreibe deine Wörter. Beende die Geschichte. Finde einen Lektor oder Verlag. Mache das Marketing. Erwarte nicht, dass es funktioniert, aber wünsche es dir.
5) Siehe das Schreiben als dein Business an
Wenn du dich als Schriftsteller selbstständig machen willst, dann musst du auch das Schreiben wie dein Business behandeln. Beginne, dich als Unternehmer/in zu sehen.
Ein erfolgreiches Unternehmen macht Profit. Und nun kommst du.
Viele Schriftsteller mögen diese sachliche Herangehensweise nicht. Es hat so gar nichts Künstlerisches an sich, klingt dröge und einschränkend. Fakt ist aber, nur wenn du so viel Geld verdienst, dass du davon deine Miete und alle Ausgaben bezahlen kannst und etwas ansparen kannst, kannst du auch vom Schreiben leben.
Gerade als Self-Publisher ist das eine große Chance. Früher, als die meisten Autoren über Verlage veröffentlicht haben, wurden ihnen viele Entscheidungen abgenommen. Sie mussten eigentlich nur schreiben, ihren Vorschuss aushandeln und hoffen, dass das Buch erfolgreich wurde. Heutzutage haben es Self-Publisher selbst in der Hand, ihr Buch erfolgreich zu machen. Natürlich können sie so auch niemandem mehr die Schuld in die Schuhe schieben.
Also: Informiere dich über die Dinge, die ein Unternehmer wissen muss! Mein Blog hilft dir dabei schon (genau das ist eigentlich ja auch der Sinn dieses Blog, nämlich Schriftstellern die Grundlagen der Selbstständigkeit aufzuzeigen), mache ein Gründerseminar mit, lies entsprechende Bücher, bilde dich weiter! Mache aus dir einen Unternehmer!
6) Umgib dich mit Unterstützern und suche neue Kontakte
Das Leben als Schriftsteller kann durchaus einsam sein. Die Tätigkeit an sich wird eigentlich immer alleine ausgeführt. Bücher entstehen im Kopf, in Gedanken, im Geheimen, bis sie irgendwann als fertiges Produkt den Weg an die Öffentlichkeit finden.
Es tut Menschen aber nicht gut, ständig nur mit sich selbst konfrontiert zu werden. Daher ist es empfehlenswert, sich ein Netzwerk aufzubauen und sich Menschen zu suchen, die ähnliche Sichtweisen haben und mit denen man gerne Zeit verbringt. Nimm dir genug Zeit für Zwischenmenschliches! Nur allzu gern verzichtet man in einer Schreibphase auf Familie, Freunde und Bekannte, um sein Buch fertigzustellen. Das ist in einem gewissen Rahmen auch in Ordnung, aber ich möchte dich gerne dazu motivieren, dir immer die Balance zu suchen. Nicht umsonst versuche ich beispielsweise, einen Tag in der Woche nicht zu arbeiten. Das klappt zwar fast nie, und daran muss ich arbeiten, aber zumindest versuche ich es.
Wie findet man Gleichgesinnte? Im Zeitalter des Internets ist das einfacher als je zuvor. Es gibt in sozialen Netzwerken Gruppen von Menschen mit dem gleichen Interesse. Faustregel: Du kriegst, was du gibst. Wenn du also mit Herzblut anderen Menschen hilfst, bekommst du auch Hilfe zurück, wenn du sie mal brauchst.
7) Kenne dein Talent
Der Autor sagt, dies sei das unwichtigste Detail von allen. Vielleicht ist das auch gar kein echter Punkt.
Erstmal ist es überhaupt schwierig, Talent zu bemessen. Es gibt keine klare Definition darüber, wann man Talent hat und wann nicht. Die gute Nachricht: Schreiben ist zu 90 % Handwerk, das man erlernen kann und durch viel Üben perfektioniert. Menschen mit einem Talent für spannenden Geschichten oder packende Sätze müssen lediglich ein bisschen weniger üben.
Meiner Meinung kann ein Großteil des fehlenden Talentes durch harte Arbeit, Disziplin und Durchhaltevermögen wettgemacht werden, denn man sieht dem Buch später nicht unbedingt an, ob ein talentierter oder fleißiger Schriftsteller hier am Werk war. Ein gewisses Gefühl für Sprache sollte natürlich vorhanden sein. Wenn du dich hier weiterbilden willst, dann solltest du vor allem eines tun: Lesen, lesen, lesen. Und Hörbücher hören. Die Kombination aus beidem gibt dir ein Gefühl für Sprache, für Spannung, für den Aufbau. Du lernst neue Vokabeln. Analysiere in Büchern Passagen, die dich besonders gepackt haben und versuche, eine Szene in genau dem gleichen Stil zu schreiben. Die besten Schreiber haben vor allem eines getan: Viel, viel, viel geübt.
Was ich aber auf jeden Fall empfehle: Finde heraus, wo dein Talent liegt! Vielleicht liest du unheimlich gerne Liebesromane, stellst aber nach eine Weile fest, dass es dir nicht liegt, Gefühle in Worte zu fassen – dafür kannst du ohne große Übung spannende Thrillerplots auf die Beine stellen. Wenn du das, was du eh schon gut kannst, perfektionierst, schöpfst du dein Potenzial voll aus!
Was meinst du? Stimmst du zu oder siehst du das anders? Welche Voraussetzungen fehlen hier, welche sind vielleicht unnötig deiner Meinung nach? Schreib mir in die Kommentare!
Ruprecht Frieling
Selbstvertrauen ist der Strom, aus dem der Autor trinkt, wenn ihn die Einsamkeit überfällt, wenn er mit sich und dem Wort allein ist und seine Kopfgeburten zu Papier bringt.