Crowdfunding für Autoren
Das eigene Buch im Selbstverlag zu veröffentlichen, kann mitunter finanziell schwierig zu stemmen sein. Wer Wert auf ein hochwertiges Produkt legt, wird schnell vierstellige Summen los. Wie genau funktioniert Crowdfunding für Self-Publisher und ist es es ein ratsamer Weg?
„Hallo Leute, mein Name ist Benjamin Spang, ich bin ein verlagsunabhängiger Autor aus dem Saarland und ich möchte euch hier meinen Debütroman Blut gegen Blut vorstellen.“ Der einunddreißigjährige Benjamin steht vor der Kamera und berichtet auf der Plattform startnext über sein Romanprojekt, an dem er seit zwei Jahren arbeitet. Er möchte seinen Roman über die Fantasywelt „Naan“ mit Hilfe seiner Mitmenschen qualitativ hochwertig anbieten, mit professionellem Lektorat und Cover. Die Crowdfunding-Kampagne hilft ihm dabei.
Was ist Crowdfunding?
Crowdfunding ist eigentlich genau das, was der Begriff aussagt: Eine Menge Menschen (Crowd) finanziert etwas (funding). Es ist eine Möglichkeit, ein kostspieliges Projekt umzusetzen, das man alleine finanziell nicht stemmen kann oder will.
Wo macht man das?
Es gibt mehrere Anbieter, darunter startnext, visionbakery, speziell für Bücher gibt es auch 100fans. Eine Übersicht über Anbieter findest du hier.
Wie funktioniert Crowdfunding?
Generell hat man zwei Seiten: Einen Anbieter, der Geld haben möchte, und Unterstützer, die überzeugt werden müssen. Wenn du als Autor/in also dein Buch mit Hilfe der „Crowd“ finanzieren möchtest, musst du deine Umwelt davon überzeugen, dass das Projekt es wert ist, von ihnen finanziert zu werden.
Wie du im Einzelnen dein Projekt vorstellst, ist ganz deiner Fantasie überlassen. Als Beispiel dient uns hier wieder Benjamin Spang:
Zunächst stellt er in seinem Video den Roman vor.
Er beschreibt die Welt „Nuun“ was für Kreaturen dort leben und wie der Hauptplot des Romans lautet. Außerdem gibt es ein paar Informationen zu Benjamin selbst, beispielsweise erklärt er die Karte im Hintergrund, die besagt, dass er mehr als 400 Stunden im letzten Jahr an dem Roman geschrieben hat. Ich finde, das Video ist richtig gut geworden und beinhaltet alles, was man wissen muss:
- Was soll unterstützt werden? (Ein Romanprojekt)
- Wovon handelt das Projekt? (Kurze Einführung in die Rahmenhandlung)
- Wer ist der Initiator (in diesem Falle der Autor selbst)
- Wohin fließt das Geld? (Hier: Lektorat und Coverdesign)
- Wie kann man unterstützen? (Mit einer kleinen oder großen finanziellen Zuwendung)
- Warum ist das Projekt unterstützenswert? (Benjamin verweist hier auf die erfolgreichen Kurzgeschichten der Nuun-Welt und die vielen positiven Rezensionen, sowie begeisterte Leser, die sich den Roman wünschen)
Für die Unterstützer lohnt es sich!
Die Hauptfrage, die sich dem potenziellen Unterstützer natürlich stellt, ist: Was habe ich davon?
Auf Crowdfunding-Plattformen ist es meistens so, dass es Geschenke gibt, die im Wert steigen, je mehr gespendet wird. Das fängt bei Autoren mit Lesezeichen an, geht über signierte Taschenbücher bis hin zu eigens hergestellten Merchandise-Artikeln.
Bei Benjamin sieht die Liste beispielsweise so aus (nur ein Auszug)
Für eine Spende ab … bekommst du …
- 5 Euro
- Ein Lesezeichen aus Nuun
- 7 Euro
- Eine Postkarte aus Nuun
- 9 Euro
- Das Buch „Nuun“ als E-Book
- 18 Euro
- Das Buch „Nuun“ als Taschenbuch
- 25 Euro
- Ein Gutschein für ein signiertes Taschenbuch zum Verschenken
- 52 Euro
- Special Edition (Roman als Taschenbuch mit Signatur und Widmung, ein alternatives Ende, zwei Kurzgeschichten, eine Making-Of-DVD sowie eine besondere Verpackung und Danksagung im Roman)
Das geht dann bis 210 Euro hoch (Wohnzimmerlesung im Saarland). Wenn euch die Liste interessiert, schaut doch mal bei Benjamins Projekt vorbei.
Für die Wohltäter lohnt es sich also im doppelten Sinn: Sie unterstützen dich als Autor/Autorin einerseits, und bekommen andererseits auch noch ein Goodie von dir für ihre Hilfe. Du kannst dabei völlig frei auswählen, was die Belohnung oder das Dankeschön sein soll. Natürlich sollte es sich für deine Fans lohnen.
Was passiert, wenn das Geld nicht zusammenkommt?
Jedes Projekt läuft nur eine befristete Zeit lang. Wenn der gewünschte Betrag nicht zusammenkommt, kommt das Projekt offiziell nicht zustande und die Unterstützer erhalten ihr Geld zurück (bzw. es wird gar nicht erst eingezogen).
Thema Steuern
Wichtig! Auf die Summe, die du als Projektstarter erhältst, fallen Steuern an! Hier findest du eine kurze Übersicht. Sprich in jedem Falle mit einem Steuerberater, wenn du unsicher bist.
Fazit
Benjamin Spang zeigt, wie es geht: Crowdfunding für Self-Publisher ist ein möglicher Weg, den Traum vom Buch umzusetzen, wenn man nicht in Vorkasse gehen kann oder will. Es ist eine durchaus pfiffige Finanzierungsmethode, hält das eigene finanzielle Risiko in Grenzen und kann den Traum vom eigenen Roman erfüllen. Außerdem ist dieser Markt momentan noch nicht sooo überlaufen, weshalb man derzeit noch gute Chancen hat, sein Projekt finanziert zu bekommen.
Unterstützt Benjamin Spang!
Ich habe Benjamin in den letzten zwei Jahren sehr schätzen gelernt und verfolge seinen Weg seit ich selbst wieder zu schreiben begonnen habe. Deshalb ist es mir ein Herzensanliegen, euch zu bitten, ihn zu unterstützen! Hier geht es noch einmal zu seinem Projekt BLUT GEGEN BLUT.
Und du? Hast du selbst schon mit dem Gedanken gespielt, deinen Roman mittels Crowdfunding zu finanzieren? Was hat dich bestärkt oder abgehalten?
Pingback: Mein Crowdfunding – Die finale Woche – Benjamin Spang
Klaus
Nur eine kurze Anmerkung zu Benjamins Video: Wo man Monde sieht, scheint auch die Sonne. 😉
Thomas
Crowdfunding kann für viele eine sehr gute Chance sein, aber wie hier bereits erwähnt, wer schon ein bestimmtes Netzwerk aufweisen kann, kommt damit sicherlich um einiges besser zurecht, als Neulinge. Dennoch, auch bei diesen hat es in der Vergangenheit immer wieder geklappt.
Evy
Die idee ist echt gut – heutzutage kann man ja alles crowdfounden 🙂 Ich denke, es ist ne kreative Alternative zur Leserunde und als Teilnehmer bekommt man was für sein Geld 🙂 Was ich gut finde: man kann das Projekt auch als Fan unterstützen, ohne Geld zu bezahlen. Man bekommt Neuigkeiten vom Projekt und kann viel, viele Werbung machen 🙂
Gut übrigens, dass du auf die rechtlichen Sachen hingewiesen hast!
Was mich interessiert:
Welche Möglichkeiten siehst du für Autoren – was die ‚Geschenke‘ usw. betrifft.
Wie schätzt du die Chancen ein? Gibt es Erfahrungswerte? Auf StartNext gefunden zu werden ist bei der großen Anzahl von Projekten eher schwierig….
Ich hab gehört, dass z.B. Musiker Crowdfounding nur als Teil der Finanzierung sehen. Welche Möglichkeiten gibt es für Autoren noch, Geld zu sammeln, wenn sie noch kein Buch haben?
Vom Schreiben leben
Danke für deinen langen Kommentar! 🙂
Ich denke, bei Geschenken ist es so wie vor Messebesuchen: Man kann alle möglichen Gimmicks herstellen lassen, von Tassen und Kugelschreibern über signierte Bücher, unveröffentlichte alternative Enden und so weiter. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Die Frage ist natürlich: Ist das reizvoll für den Leser? Crowdfunding funktioniert meiner Meinung nach am besten, wenn man bereits ein gutes Netzwerk hat, das man anzapfen kann. Als völliger Neuling ohne Kontakte scheint mir der Weg die Arbeit nicht wert. Aber das muss jeder für sich entscheiden.
Die Chancen sind, denke ich, vom Netzwerk abhängig. Wenn ich aus irgendwelchen Gründen das Geld für einen Roman (Lektorat, Cover, etc) nicht vorstrecken kann, aber bereits eine große Fanbase mitbringe, ist das definitiv einen Versuch wert.
Andere Möglichkeiten, Geld zu kriegen, wären private Kredite bei Freunden (was ja das Gleiche in Grün ist), Lesungen aus dem unveröffentlichten Buch oder – ganz simpel – Überstunden im Brotjob machen und sie sich auszahlen lassen. Ich habe hier mal aufgeschrieben, wie man Geld sparen kann und hier, wie viel Geld man zum Leben braucht. Vielleicht sind da ja schon hilfreiche Tipps dabei?
Ruprecht Frieling
Ich habe über Startnext erfolgreich eine Hörbuch-Produktion finanziert und kann nur anregen, es selbst zu versuchen. Der Arbeitsaufwand ist allerdings gewaltig! https://www.startnext.com/kaminski