Kleine Leseprobe aus „Auf das Leben!“
Kleine Textschnipsel, zufällig aus dem bestehenden Manuskript ausgewählt. „Auf das Leben“ erscheint im Frühjahr 2015.
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Kapitel 7 – Karin
»Ich habe auch ein Problem«, platzte es aus Karin heraus. Erst jetzt war ihr klar geworden, woher die Unzufriedenheit rührte, die sie seit ein paar Monaten immer mehr ausfüllte. Warum sie so schnell genervt war, immer lustloser wurde und den Drang verspürte, alles hinter sich zu lassen: Sie tat nicht das, wonach ihr Herz verlangte. »Ich liebe meine Kinder, das wisst ihr, aber ich habe Angst, dass ich, bis ich alt bin, das Gleiche tun werde. Dass ich mir in zehn oder zwanzig Jahren die Frage stelle, ob es das gewesen sein soll und dann entdecke, dass ich lieber meinen Träumen gefolgt wäre, als der Vernunft zu gehorchen.« Es war eine Überwindung, den nächsten Satz auszusprechen. »Ich weiß nicht, ob ich das alles so noch will.«
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Kapitel 12 – Hannah
»Schon probiert?«
Sie sah ihn skeptisch an. »Du etwa?«
Er zuckte mit den Schultern. »Noch nicht.«
Sollte dieses vielsagende Augengewackel etwa das aussagen, was sie dachte, das er meinte? Hannah konzentrierte sich auf den Kuchen, der vor ihr stand, und stopfte sich ein viel zu großes Stück in den Mund, um Zeit zu gewinnen. Eine Sexbeziehung war sicherlich eine aufregende Sache, aber wollte sie das tatsächlich mit Lukas ausprobieren? Sie mochte ihn ja durchaus, er hatte einen gut trainierten Körper und sie mochte es, in seiner Nähe zu sein, auch wenn sie es ihm gegenüber natürlich nie zugeben würde.
»Kann man sowas auch als Testlauf machen?«, fragte sie, nachdem sie den Kuchen heruntergeschluckt hatte.
Lukas grinste noch breiter. »Man kann alles, wenn man will.« Er rückte seinen Stuhl zurecht und lehnte sich zu Hannah herüber, als wolle er ihr ein Geheimnis verraten.
Automatisch kam sie auf ihn zu.
»Lass es uns probieren.« Seine Augen leuchteten. »Einen Monat lang ›Freunde mit mehr‹.« Er streckte ihr seine Hand entgegen.
Hannah spürte Adrenalin durch ihre Adern schießen. Noch nie hatte ihr jemand ein solches Angebot gemacht! Dabei war das ein Vorschlag, der auch von ihr selbst hätte kommen können. Es ging ihr nicht um den Sex, den konnte sie sich holen, wann immer sie wollte. Vielmehr vermisste sie jemanden, mit dem sie auch Dinge unternehmen konnte, wenn ihre Mädels mal keine Zeit hatten, aber gleichzeitig wollte sie sich nicht binden. Die ideale Lösung also.
»Einverstanden. Freunde mit dem gewissen Extra.« Sie besiegelten ihre Abmachung mit einem Handschlag.
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Kapitel 13 – Maria
„Lieke, bist du online?“, schrieb ich. Neben Liekes Namen war das Handyzeichen eingeblendet.
„Ja“, antwortete sie sogleich.
„Angenommen, wir hätten Interesse an der Sache mit der Leihmutterschaft …“, schrieb ich weiter. Dann hielt ich inne und starrte nur auf diesen Satz. Ich hatte Angst, weiterzuschreiben, und wollte gleichzeitig nichts sehnlicher tun. Natürlich war es eine durchgeknallte Idee, völlig gegen alle Vernunft und es würde niemand verstehen, der nicht selbst in meiner Situation gewesen war. Trotzdem schickte ich den Satz ab. Mein Herz schlug schneller. Ich beobachtete Christian beim Schlafen und hoffte inständig, dass er nicht aufwachte, bevor ich das Gespräch mit Lieke beendet hatte.
„Ich würde dir so gerne deinen Traum erfüllen“, antwortete Lieke nur Sekunden später.
„Wie würde so etwas genau ablaufen?“, fragte ich.
Lieke tippte eine lange Antwort ein. „Es gibt mehrere Wege. Nach dem, was ich von dir schon weiß, würdest du gerne deine eigenen Eizellen und das Sperma deines Mannes nutzen. Die Spermien musst du mitbringen, wenn dein Mann nicht mitkommt. Ein Arzt hier in der Stadt würde dir dann Eizellen entnehmen, mit den Spermien befruchten und mir nach ein paar Tagen einpflanzen. So wie bei einer »normalen« künstlichen Befruchtung. Und dann heißt es nur noch: Abwarten. Ein paar Monate später hältst du deine Tochter oder deinen Sohn im Arm.“
Nun schlug mein Herz hart gegen meinen Kehlkopf und mein Mund fühlte sich ganz trocken an. Ich stellte mir vor, wie ich meiner eigenen kleinen Tochter ins Gesicht blicken würde. Sofort schossen Tränen in meine Augen.
„Würden wir alle Details in einem Vertrag festhalten?“, schrieb ich. Ganz ohne Sicherheiten war mir das alles doch zu dubios, schließlich kannte ich Lieke nicht.
„Selbstverständlich. Du kannst mich auch gerne im Vorfeld besuchen und wir besprechen alles in Ruhe, wenn du möchtest. Hauptsache, du fühlst dich gut.“
Eine Reise nach Holland war von Oldenburg aus ein Tagesausflug.
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Kapitel 14 – Claudia
Sie zog ihre Schuhe an und ging einen Schritt in den Hausflur. Ronny blieb im Türrahmen stehen. Sein Gesicht war unergründlich. Mit ihrem Blick tastete sie ihn ab: seine aschblonden Strubbelhaare, die in mehrere Richtungen abstanden, die dichten, aber akkurat gewachsenen Augenbrauen und darunter die strahlend grünen Augen, die sie traurig und verliebt ansahen. Seine Muskeln zeichneten sich unter dem blauen Pullover ab, den er trug. Es fiel ihr schwer, ihre Hände zu kontrollieren, die fast wie magnetisch angezogen zu seinem Körper gewandert wären. Trotz seines Dackelblickes hatte er eine erotische Ausstrahlung, die Claudias Körper absolut im Griff hatte. Sie stellte sich vor, wie er ohne den Pullover aussah, wie sie seine Muskeln und jeden Zentimeter seiner Haut küsste, den salzigen Schweiß auf ihre Lippen spüren würde und sich langsam zu seiner Körpermitte vorarbeiten würde.
»Ach, scheiß drauf.« Mit nur einem Schritt schloss sie die Distanz zwischen ihnen und küsste ihn mit einer Heftigkeit, die sie selbst überraschte. Ronny war eine Sekunde lang perplex, aber dann erwiderte er ihren Kuss umso leidenschaftlicher. Sie taumelten rückwärts zurück in die Wohnung und Claudia hatte nicht einmal Zeit, ihre Schuhe auszuziehen.