Qual der Wahl: Welche Erzählperspektive ist die richtige?
Nicht nur bei seinem ersten Roman, auch in den Folgeromanen stellt sich immer wieder die Frage: Welche Perspektive nehme ich für diese Geschichte? Früher habe ich mir weniger Gedanken gemacht, weil ich einfach immer in der Ich-Perspektive geschrieben habe, aber diese Art der Erzählung passt nicht auf alle Romane. Wie wählt man also die richtige Perspektive?
(Dieser Artikel ist eigentlich eine Lektion aus meinem Onlinekurs „Mach dein Buch zu einem WOW“. Anmeldung nur noch heute!)
Der Autor als multiple Persönlichkeit
Als Autoren haben wir beim Schreiben mehrere Persönlichkeiten, die wir gleichzeitig abdecken müssen:
Der Autor
Das bist du, der das Buch schreibt. Du kümmerst dich um den besten Aufbau, spannende Szenen, einen guten Stil und die große Geschichte, die allem zugrunde liegt.
Der Erzähler
Manchmal deckt sich der Erzähler mit der Hauptfigur, manchmal auch nicht. Der Erzähler erzählt die Geschichte (ach, nein!) und führt durch die Irrungen und Wirrungen. An ihn klammert sich der Leser. Merke: Der Erzähler ist nicht der Autor! (Wie du vielleicht schon aus der Schule weißt, als du Interpretationen von Gedichten und Büchern ausarbeiten solltest …)
Die Figur, durch dessen Augen wir blicken
Das kann der Erzähler sein, muss es aber nicht. Es ist die Figur, die wir ein Stück des Weges begleiten, entweder durch die ganze Geschichte oder durch ein Kapitel. Durch ihre Augen wird dieser Teil der Geschichte erzählt. Das kann die Hauptfigur sein, muss es aber nicht.
Hauptfigur
Die Hauptfigur(en) des Romans ist oft auch die Figur, durch dessen Augen die Geschichte erzählt wird, aber das muss nicht so sein.
Übersicht über Erzählperspektiven
Bevor wir ans Eingemachte gehen, hier zunächst eine Übersicht über die Erzählperspektiven, die am häufigsten verwendet werden:
Ich-Erzähler
Die Figur oder ein Erzähler berichtet die Geschichte aus eigener Sicht, so, als würde sie sie tatsächlich gerade erleben.
Beispiel:
Ich hielt meine Hand an den Bauch gepresst und wankte. Die Welt flimmerte vor meinen Augen und durch die weißen, tanzenden Punkte sah ich ihn auf mich zukommen. Panik schnürte mir den Hals zu.
„Bitte“, krächzte ich, noch immer auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit. „Bitte lassen Sie mich in Ruhe.“
Vorteile der Ich-Perspektive
- Man sitzt direkt im Kopf einer Figur und kann sich am ehesten in sie hineinfühlen (Empathie, Nachvollziehbarkeit)
- Die Identifikation ist hier am größten
- Man weiß immer nur so viel wie der Ich-Erzähler, was Spannung erzeugen kann
- Es ist für die meisten Autoren am einfachsten zu schreiben (mich eingeschlossen! 😉 )
Nachteile der Ich-Perspektive
- sehr limitierte Erzählweise: Da eine Person nur sagen kann, was sie erlebt und denkt, entgehen ihr zum Teil wichtige Informationen und dem Leser ebenso
- Man will sich vielleicht nicht in jedem Roman mit einer Figur so sehr identifizieren (beispielsweise wenn ein Thriller aus der Ich-Perspektive des Psychopathen erzählt wird; das ist nicht jedermanns Sache.)
- Es ist unüblich, die Perspektive zu wechseln, wenn man einen Ich-Roman hat (fehlende Glaubwürdigkeit)
Dritte Person (Personaler Erzähler)
Dies ist die am häufigsten verwendete Form des Erzählens in der heutigen Literatur (die großen Klassiker verwenden meistens eher den auktorialen Erzähler, siehe unten). Hierbei schauen wir als Leser einer Figur über die Schulter und auch manchmal in den Kopf, haben aber stets die Möglichkeit, das Blickfeld etwas zu erweitern. Die Harry-Potter-Bände sind in dieser Perspektive geschrieben (allerdings gibt es Perspektivwechsel zum besseren Verständnis der Backstory; außerdem beginnt die Serie auktorial).
Beispiel
Sie hielt ihre Hand an den Bauch gepresst und wankte. Die Welt flimmerte vor ihren Augen und durch die weißen, tanzenden Punkte sah sie ihn auf sich zukommen. Panik schnürte Ally den Hals zu.
„Bitte“, krächzte sie, noch immer auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit. „Bitte lassen Sie mich in Ruhe.“
Vorteile des personalen Erzählers
- geringe Distanz zur Figur, dennoch nicht so einschränkend wie Ich-Erzähler
- hohe Spannung durch leicht eingeschränktes Blickfeld
- Man kann sich vollkommen auf eine Figur einschießen und sie in der Tiefe darstellen
- De Erzählstimme kann den Charakter des gesamten Romans beeinflussen
Nachteil des personalen Erzählers
- Man ist natürlich dennoch auf das beschränkt, was die erzählende Figur sieht/denkt/wahrnimmt
- Die Figur muss immer im Geschehen sein, um das Geschehen zu erzählen
Auktorialer Erzähler
Wie bereits gesagt, wird der auktoriale Erzähler heutzutage nicht mehr so oft eingesetzt wie früher. Man vermeidet in der heutigen Spannungsliteratur diese Erzählperspektive oft, da sie an einen Bruch von „Show, don’t tell“ erinnert. Dennoch ist es eine gute Idee, diese Perspektive zu nutzen, wenn das Buch sehr viele verschiedene, wichtige Figuren hat und der Leser nicht den Überblick verlieren soll.
Beispiel:
Ally war schon immer ein dürres Mädchen gewesen, was ihr in der Grundschule bereits den Spitznamen „Bohnenstange“ eingebracht hatte. Tom, in den sie heimlich verliebt war, redete sie sogar ständig mit „Olivia“ an, dabei war sich sie sicher, dass er noch nie eine Folge Popeye gesehen hatte. Sie saß an ihrem Klassentisch, ließ den schwarzen Bleistift durch die Finger gleiten, und hing ihren Gedanken nach. Die Mädchen um sie herum kicherten und waren der Meinung, dass Ally eines Tages vermutlich bei Rot über die Ampel gehen und überfahren würde, so gedankenverloren, wie sie immer war.
Vorteil des auktorialen Erzählers
- maximale Freiheit in der Wahl der Gedanken, Ereignisse, Zeit, etc. Alle Informationen können mit dem Leser geteilt werden, weil es keine Einschränkungen gibt
- Möglichkeit, unabhängig von Figuren Zusammenhänge zu erzählen, sodass der Leser einen Wissensvorsprung vor den Figuren hat
Nachteile des auktorialen Erzählers
- distanzierter als die anderen Perspektiven
- höhere Gefahr, ins „Erzählen“ (statt ins Zeigen) zu geraten
Du-, Wir-, Ihr- und Sie-Erzähler
Die übrigen Perspektiven fasse ich hier zusammen, da sie fast nie genutzt werden. Dennoch ist es eine Überlegung wert, sie auszuprobieren und dein Buch so von anderen abzuheben!
Viele so genannte „Spielbücher“ sind zum Beispiel in der Du-Perspektive geschrieben („Du läuft den Korridor entlang, der sich nach links und rechts aufteilt. Welchen Weg nimmst du?“).
Es macht Spaß, sich in unüblichen Perspektiven auszuprobieren. Wenn du mit deinem Roman fertig bist (oder falls du mal zwischendurch etwas Zeit hast), empfehle ich dir sehr, mal eine drei oder fünf Seiten lange Kurzgeschichte in einer dieser unüblichen Perspektiven zu probieren.
Die Wahl der Perspektive – Schritt 1
Durch wessen Augen sehen wir?
Überlege dir (am besten noch vor dem ersten Tippen des Textes), durch welche Augen die Geschichte erzählt werden soll. Das ist in den meisten Fällen die Hauptfigur, muss es aber nicht sein!
Die Geschichten von Sherlock Holmes sind beispielsweise (fiktive) Erzählungen von Dr. Watson, dem Assistenten von Holmes. Es kann einem Roman ein Herausstellungsmerkmal verpassen, wenn du von der Regel abweichst und einen außenstehenden Erzähler nimmst; gleichzeitig solltest du aber die üblichen Gegebenheiten deines Genres beachten. Während du in Thrillern, Krimis und Liebesromanen sehr frei in der Wahl bist, ist es unüblich, in einem Fantasyroman etwas anderes als den personalen, auktorialen oder Ich-Erzähler zu benutzen. Aber du weißt ja: Regeln sind da, um gebrochen zu werden.
Wie wählt man die richtige Figur?
Überlege dir im Vorfeld verschiedene Varianten, wer die Geschichte erzählen könnte. Die Hauptfigur selbst (entweder als Ich-Erzähler oder mittels personalem Erzähler)? Ein Außenstehender? Ein alter Mann, der aus einem Buch vorliest? Eine Nebenfigur, die vom Abenteuer der Hauptfigur berichtet? Mache dir Stichpunkte zu den verschiedenen Ideen.
Mehrere Viewpoints
Vielleicht eignet sich dein Roman dazu, mehr als nur eine Figur zu Wort kommen zu lassen. Als Pi-mal-Daumen-Regel solltest du dir merken, dass du einen sehr guten Grund brauchst, um mehrere Figuren erzählen zu lassen. Frage dich also: Warum sollte Figur XY ein eigenes Kapitel bekommen? Ist das so wichtig, dass ich es partout nicht in das jetzige Konzept integrieren kann?
Schritt 2: Welche Erzählperspektive?
Wenn du weißt, welche Figur die Geschichte erzählen soll, kommt als nächster Schritt die Frage auf, in welcher Perspektive der Roman geschrieben wird.
Manchmal weißt du schon von Anfang an, welche Perspektive am besten passt und brauchst dir dazu auch kaum Gedanken zu machen. In anderen Fällen hilft nur probieren: Schreibe die Anfangsszene aus unterschiedlichen Perspektiven! Fühle beim Schreiben, was dir leicht von der Hand geht, was den Charakter deiner Geschichte widerspiegelt.
Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass es manchmal ziemlich anstrengend sein kann, die richtige Figur und Perspektive zu finden. Bei meinem Thriller brauchte ich 5 verschiedene Entwürfe, ehe ich mich an die richtige Figur herangepirscht hatte (ich habe in dieser Geschichte 6 Hauptfiguren und habe mit unterschiedlichen Varianten experimentiert).
Aber lasse dich nicht entmutigen: Erstens macht es Spaß, die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten, und zweitens liegst du vermutlich mit deiner ersten Eingebung schon richtig. Spüre beim Schreiben in dich hinein, wie es sich anfühlt, in dieser Perspektive zu schreiben! Mit der Zeit lernst du, dass jede Geschichte dir von sich aus mitteilt, wie sie geschrieben werden will.
Schritt 3: Testen
Es bleibt dir nichts anderes übrig als einfach zu testen, welche Variante sich für deine Geschichte am besten anfühlt. Ich empfehle dir, dass du anfangs zwei, drei verschiedene Varianten ausprobierst, denn nichts ist nerviger als einen kompletten Roman später umzuschreiben, weil eine andere Perspektive doch besser ist (und ich weiß, wovon ich rede, denn genau das habe ich bei meinem Roman „Auf das Leben“ gemacht. Es ist ätzend und die Wahrscheinlichkeit, dass doch noch „Reste“ der alten Perspektive übrig bleiben, ist sehr hoch).
Wenn du vollkommen unsicher bist, suche dir jemanden, der sich deine Geschichte und die unterschiedlichen Anfänge objektiv ansieht, am besten jemanden, der selbst Autor oder Lektor ist (oder von dem du weißt, dass er sehr kritisch ist und sagen kann, was an dieser oder jener Variante gut bzw. schlecht ist). Du findest diese Leute entweder in den sozialen Medien, in deinem Bekanntenkreis oder durch eine Google-Suche (hier geht es zum Artikel übers Netzwerken)
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Wie wählst du die richtige Perspektive?
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Pingback: Der Schreibstil und ich - Emma Zecka
Donia
Jetzt habe ich auch mal eine Frage: Ist es auch möglich eine Geschichte aus zwei verschiedenen Ich-Perspektiven zu schreiben? Dabei dann aber nicht die Szenen zu wiederholen, sondern einfach im nächsten Kapitel mit der anderen Ich-Perspektive weiter zu schreiben.
Das eignet sich vor allem sehr gut, wenn man zwei Hauptcharaktere hat, die teilweise unterschiedliche Dinge erleben, um deren Erlebnisse und Gedankengänge darzustellen.
Oder wird das eher nicht gerne gesehen?
AnnikaBühnemann
Hallo Donia! Das ist schon möglich. Manchmal wird davon abgeraten, weil es „zu verwirrend“ sein könnte, aber ich bin der Meinung, dass man es zumindest probieren kann. Es gibt ein paar erfolgreiche Romane, die so geschrieben sind 🙂
Juna
Ich schreibe momentan ein Buch über ein Mädchen, dass neu in eine Klasse kommt, in der zwei andere Mädchen das Sagen haben. Diese Mädchen haben aber nicht gemeinsam das Sagen, sie können sich gegenseitig überhaupt nicht leiden. Da gibt es regelmäßig Ärger üner die neue steckt mittendrin. Ich weiß nicht, welche Perspektive am besten wäre, kann mir jemand helfen?
Donia
Ich würde an deiner Stelle den personalen Erzähler verwenden. Wenn du die Geschichte aus drei Perspektiven erzählen möchtest, kannst du theoretisch auch in jedem Kapitel aus der Sicht einer anderen Figur (immer noch personaler Erzähler) schreiben. Allerdings dann keine Szenen wiederholen, sondern einfach weiterschreiben. Ansonsten eignet sich natürlich auch der auktoriale Erzähler.
MURPHY
Meine Beziehung ist in perfektem Zustand, seit ich DR.ZABAZA um Hilfe gebeten habe. Nachdem ich eine Reihe von Zeugnissen über DR.ZABAZA gelesen hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als ihn um Hilfe zu bitten. Innerhalb weniger Stunden, nachdem ich DR.ZABAZA kontaktiert hatte, erhielt ich mein Ergebnis. Deshalb habe ich mich heute entschlossen, über die gute Arbeit von DR.ZABAZA auszusagen. Seine Daten sind per E-Mail: zabaza.logan@yahoo.com WhatsApp oder telefonisch unter +2348182620374.
MURPHY
NEUSEELAND
Fionchen
Ich muss eine Geschichte für die Schule in der Ego perspektive schreiben.
Was ist die Ego perspektive?
Annika Bühnemann
Das wird dann wohl die Ich-Perspektive sein 🙂 Ego ist Lateinisch und bedeutet „Ich“.
Viel Spaß beim Schreiben!
Michael Striewisch
Hallo. Wie nennt man einen Roman mit Ich Erzähler. Habe soeben eine fantastisch Idee für meinen ersten Roman
Cookie
Hi, ich habe mal eine Frage. Ich schreibe gerne Geschichten (im privaten für mich und meine Familie), aber manchmal weiß ich nicht wie ich anfangen soll! Ich schreibe eigentlich nur in der Ich Perspektive, weil es so für mich einfacher ist und ich weiß wie ungefähr wie die Geschichte werden soll, aber ich kann nicht wirklich anfangen…
Annika Bühnemann
Hi, das ist eine gute Frage! Weißt du was, das werde ich nächste Woche in einem Podcast mal aufgreifen. Danke für die Idee!
Klaus Kirsch
Nochmals Moin ! Gerade ist mir etwas eingefallen zum Thema Erzähl-Perspektive, was durchaus interessant sein könnte : haben sich eigentlich die Profis, die Autoren vergangener Zeiten, immer strikt an die Erzähl-Perspektive gehalten ? Kennt Ihr Georg von der Vring ? Er wurde in meiner Heimatstadt geboren und durch den Antikriegs-Roman „Soldat Suhren“ bekannt (auf den 1. Weltkrieg bezogen). Er hat aber auch Heimat-historische Geschichten geschrieben, u.a. „Die Spur im Hafen“. Die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert, ein Mann kehrt nach langen Jahren in seine Heimatstadt zurück. Dort hat man menschliche Skelette gefunden und der Mann klärt im Laufe des Geschichte ein Jahre zurück liegendes Verbrechen auf. Eine Liebesgeschichte ist natürlich auch noch drin eingebaut. Mit einer Ausnahme ist der Roman komplett in der Ich-Perspektive erzählt – nur im letzten Kapitel wechselt der Autor plötzlich in die Erzähl-Perspektive !!! Da war ich sehr überrascht, das hat mich auch sehr irritiert, weil es auch keinerlei logische Erklärung dafür gibt, keine Art Überleitung. In diesem letzten Kapitel wird der Täter -der noch lebt- in seinem Haus enttarnt, allerdings von der Frau (um die es in Bezug auf die Liebesgeschichte geht) ! Die Hauptperson ist bei diesem Ereignis gar nicht anwesend und kann das Geschehen daher logischerweise nicht aus seiner Sicht erzählen. Das finde ich sehr unbefriedigend und ich frage mich, warum v.d.Vring diese Version genommen hat und ob man das nicht hätte anders schreiben können. Seinem Ruf als Autor hat das seinerzeit anscheinend nicht geschadet. Grüße, Klaus
Klaus Kirsch
Moin von der Unterweser ! Mir geistert seit ewigen Zeiten eine Geschichte im Kopf herum und ich muß allmählich anfangen, sie zu Papier zu bringen – bevor ich alles vergesse. Was nun die Erzähl-Perspektive angeht, habe ich inzwischen zwei Perspektiven kombiniert : die Ich- und die Erzähl-Perspektive. Die Hauptgeschichte ist in der Ich-Form gedacht, später habe ich eine Rahmen-Handlung dazu gebaut. Die Person in der Rahmenhandlung bekommt eine Art „Autobiographie“ der eigentlichen Hauptperson in die Hände und so, wie diese Person aus der Rahmenhandlung die Geschichte der Hauptperson in der Ich-Form liest, erfährt sie auch der Leser. Da die eigentliche Hauptperson zum Schluß stirbt, kann man über die Umstände dieses Todes berichten, was die Hauptperson ja logischerweise in der Ich-Form nicht kann. Die Verwendung mehrerer Perspektiven hat durchaus Vorteile ! Grüße, Klaus
Hannah
Vielleicht wollte der Autor den Lesern noch unbedingt sagen, dass der Täter enttarnt worden ist. Ich habe den Roman nie gelesen, aber ich könnte mir vorstellen, dass es aus einem ähnlichen Grund ist. Ich finde es aber auch merkwürdig.
aDakaria
Hey ich wollte gerne meine eigene persönliche Geschichte erzählen, so für mich privat, und wollte fragen welche Perspektive sich eignen würde ? ^^
Fionchen
Die ich perspektive
Pingback: So vermeidest du Perspektivfehler Vom Schreiben leben
Martin Bayerl
Hallo Frau Bühnemann,
ich bin letzten Oktober in Rente gegangen und versuche mich an einem Roman. Eigentlich habe ich ihn
schon vor ein paar Jahren begonnen, aber jetzt verfüge ich über richtig viel Zeit.
Eine Frage: Mein Roman handelt in der Römerzeit.
Ein Centurio erzählt Kinder seine Geschichte, seine aktive Zeit als Soldat,
in der Ichperspektive. Bei meiner Geschichte lässt es sich nicht vermeiden, dass
der Erzählende teilweise über einen anderen Ort, oder von Personen und
Ereignissen erzählt, bei denen er selber nicht gerade dabei ist.
Z.B.: Bei einem Becher Wein unterhielt ich mich mit meinen Kameraden…….
Drei Kilometer nördlich war eine Patrouille in unwegsamen Gebiet unterwegs,
um etwaige……..
Ist es möglich, erlaubt? Heraus aus der Ichform und wieder zurück zur Ichform.
Mit einer Auskunft, Rat von Ihnen wäre mir sehr geholfen. Danke.
Stefanie Scherer
Das hört sich sehr interessant an. Wenn du erlaubst, erzähl ich dir was ich darüber danke.
Denn ich persönlich würde mir überlegen, ob der Ich-Erzähler die richtige Wahl ist. Ich finde den geschrieben Abschnitt, in der er/sie Variante runder. »Bei einem Becher Wein unterhielt er sich mit seinem Kameraden. Während drei Kilometer nördlich eine Partrouille in unwegsames Gebiet unterwegs war, um etwaige…« Wobei es eher tell, als show ist.
Bildlich erzählt wäre besser. »(Personenname) saß mit einem Becher Wein in der Hand, am Lagerfeuer und genoss dessen wohlige Wärme auf der mittlerweile rauen Haut seines Gesichtes. Während nur wenige Kilometer weiter nördlich eine Partrouille durch das dichte Unterholz stapfte und durch die anbrechende Nacht, nicht einmal mehr die Hand vor Augen sah.« kleines Beispiel. Falls du es im Text wirklich so geschrieben hast, wie in deiner kurzen Beschreibung, könnte es bildlich mehr Wirkung entfalten.
Durch bildlich geschrieben Situationen, fühlt sich der Leser mitten im Geschehen.
Liebe Grüße
Petra Steckel
Liebe Frau Bühnemann,
ich finde Ihre Korrektur sehr rund. Doch genau hier bin ich raus: wenn ich als personaler Erzähler fungiere, warum weiß ich dann, dass in 3 km Entfernung eine Patrouille ist?
Bin ich dann nicht bereits im auktorialen Erzählstil?
@Frau Scherer: unbedingt schreiben! Ich liebe solche Romane 🙂
Annika Bühnemann
Ich hab dazu gar nichts gesagt 😉
Guli
Hallo,
ich frage mich schon lange in welcher Erzählform Harry Potter geschrieben ist. Denn irgendwie ist es aus der Sicht von Harry aber trotzdem ist es nicht in der Ich-Form. Kann mir da jemand Mal weiterhelfen? Vielen Dank
AnnikaBühnemann
Hey, Harry Potter ist als personaler Erzähler einzustufen. Allerdings gibt es hier und da auch Perspektivwechsel, aber hauptsächlich haben wir den personalen Erzähler.
Viele Grüße!
Aline
Hallo Anika,
Ich versuche zurzeit wieder etwas mehr zu schreiben, dabei aber auch mal neues aus zu probieren und meinen Horizont etwas zu erweitern. Und auch möchte ich meine Geschichten etwas professioneller angehen 😉 .
Dabei möchte ich natürlich auch mal aus meiner Komfortzone in Sachen Perspektive herauskommen. Dein Artikel hat mir dabei sehr geholfen <3.
Danke für die Hilfe 🙂
Mit freundlichsten Grüße,
Aline
Eleanor Nowak
Hallo,
bei mir ist es recht einfach, die Perspektive zu wählen: Ich schreibe IMMER aus der personalen Persptive. Immer – bis auf die wenigen Ausnahmen, in denen es mal einen Tagebucheintrag gab, aber die kann man an einer Hand abzählen. Ich kann nicht aus der Ich-Pers. schreiben, wenn es um meine Romane geht, ich lese diese Pers. nicht einmal – ich klappe das Buch direkt zu. Das klingt unglaublich schrecklich, aber ich hatte mich durch zwei Bücher gequält, wo die Ich-Pers. einfach zu einer Figur gehörte, mit der ich mich rein gar nicht identifizieren konnte, deswegen lese ich das einfach aus Prinzip nicht mehr und schreibe es auch aus demselben Grund nicht. Ich möchte, dass meine Leser sich mit dem Charakter identifizieren oder ihn hassen können, ohne „in ihm zu sitzen“ – wenn man versteht, was ich hiermit sagen will.
Die Figur ist bei mir relativ schnell klar. Bei meinem Sci-Fi-Roman stand Nivan einfach vor mir. Er war da, hatte ohne Wenn und Aber die Hauptrolle über- und seinen Charakter angenommen. Ich mag es, meine Charaktere so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Nivan ist Badass und da ich wusste, in welche Richtung, welches Setting die Story ging, wusste ich, dass ich jemanden brauche, bei dem andere auf Granit beißen und dem die Meinung anderer am Allerwertesten vorbeirutscht. Bei meinem hamburger Gay-Love-Roman war mir klar, dass ich jemanden für eine harte Vergangenheit brauche, der jedoch cool und lässig im Job ist, jemand der alles herunterschluckt, damit andere sich keine Sorgen machen. Die Story sollte auch aus der Pers. erzählt werden und schon war Cilian da. Ich wähle meine Pers. nach den Kriterien aus, was ich erzählen will und wie. Danach wird der MC gewählt und „designt“, wobei die sich eher selbst designen xD
Ich habe daher keine Probleme, mich zu fragen, wie ich die Story schreiben will. Ich habe meinen MC, ich habe die er/sie Pers. und mein Problem ist gelöst. Fehlt nur noch der Plot, drei Monate Semesterferien, genug Kaffee und wenig Schlaf und der Roman ist in den Grundfesten fertig 🙂
Heidi Hensges
Hallo Annika,
oh ja, das Problem mit der richtigen Erzählperspektive kommt mir sehr bekannt vor. Die ursprüngliche Fassung meines ersten Romans war in der Ich-Perspektive verfasst. Da ich mich schließlich für einen neuen Plot entschied, wechselte ich auch zur personalen Perspektive. Was für eine Herausforderung! Vor allem, da ich Kurzgeschichten sehr gerne in der Ich-Perspektive schreibe. Es hat lange gedauert, bis ich mich wohlfühlte. Meine Protagonistin im Roman denkt viel, und sie denkt in der Ich-Perspektive, die in kursiv formatiert ist. Beim nächsten Werk werde ich das so nicht mehr machen. Da entscheide ich mich entweder schon vorher oder teste für ein oder zwei Kapitel verschiedene Perspektiven aus. Alles umzuschreiben bringt wirklich nur am Ende viele Fehler in den Text, und es kostet echt Nerven. Spaß macht das jedenfalls keinen 🙂
Danke für diesen hilfreichen Artikel und liebe Grüße
Heidi Hensges