Buchempfehlungen: Die 7 Geheimnisse der Schildkröte
Buchempfehlungen: Ich habe soeben ein wunderbares Buch gelesen, das ich gerne in meine Buchempfehlungen aufnehmen möchte, nämlich Die 7 Geheimnisse der Schildkröte von Aljoscha Long und Ronald Schweppe.
Es ist seit Monaten auf Platz 1 der Amazoncharts in der Kategorie Zeitmanagement und das zu Recht. Selten habe ich ein Buch so verschlungen und war so begeistert von dessen Inhalt (eigentlich kann da nur noch Tim Ferriss mithalten, der seit Monaten auf Platz 2 in dieser Kategorie ist).
Wovon handelt das Buch?
Eigentlich ist es mehr ein Lebenseinstellungsbuch als ein Zeitmanagementbuch. Wir erfahren von Kurma, der uralten weisen Schildkröte, die 7 Geheimnisse für ein erfülltes Leben und somit Wege zu uns selbst und zu einem besseren Umgang mit der vorhandenen Zeit.
Klappentext
Ruhe und Gelassenheit, Weisheit und Stärke – dies sind die Geheimnisse der Schildkröte. In unserer schnelllebigen Welt können auch wir Menschen davon sehr profitieren! Ein charmanter Lebensratgeber voller Witz und Weisheit, um Ruhe und Harmonie zu finden und mit klarem Geist alle Anforderungen des Alltags zu meistern. Mit spannenden Geschichten und wirksamen Übungen.
Meine Meinung
Dieses Buch strahlte schon beim Lesen auf mich über. Es ist in einem sehr ruhigen, aber persönlichen Stil geschrieben, witzig und tiefgründig und ich hatte viele „Aha“-Momente. Es ist kein Buch der schnell umzusetzenden Tipps, wie man in X Schritten XY Minuten mehr Zeit hat, sondern es geht um ganzheitliches Denken. Dass einer der Autoren auch in fernöstlichen Künsten wie Taijiquan und Yoga bewandert ist, überrascht mich nicht. Nicht umsonst ist dieser Ratgeber auch unter „Esoterik“ gelistet. Mir persönlich gefielen die Ansätze aber sehr gut und ich werde vieles davon anwenden.
Die 7 Geheimnisse der Schildkröte sind übrigens diese:
- Gelassenheit: Entspannt sein, sich nicht aufregen, und zwar in allen Lebenssituationen (und wenn es nur beim Autofahren ist)
- Langsamkeit: Sich die Zeit nehmen, die man braucht. Wer alles möglichst schnell erledigen will, neigt zur Oberflächlichkeit. Wer seine Umwelt langsam wahrnimmt und sich Zeit lässt, hat mehr vom Leben. Tolle Übung dazu: Mach mal alles im halben Tempo! Wirklich erstaunlich, wie ruhig man plötzlich innerlich wird!
- Beständigkeit: Fokussiere dich auf deine Herzensziele und gib nicht auf, sie zu erreichen
- Wandlungsfähigkeit: Passe dich den Umständen an wie ein Grashalm im Wind, jedoch ohne deine Ziele aus den Augen zu verlieren.
- Genügsamkeit: Lerne, mit weniger zufrieden zu sein
- Friedfertigkeit: Gehe friedlich mit deinen Mitmenschen um und übe dich in Sanftmut
- Sammlung: Finde heraus, wer du bist und bleibe ganz bei dir.
Auch wenn du jetzt die Geheimnisse kennst, ersetzt das absolut nicht die Lektüre dieses Werkes. Zu jedem der Geheimnisse gibt es kleine Geschichten von Schildkröte Kurma und ihren Freunden und an jedem Lektionsende warten Übungsaufgaben. Wenn man es schafft, alle sieben Punkte vollkommen umzusetzen, kann man garantiert ein zufriedener und glücklicher Mensch sein!
Was mir besonders gefallen hat
Ich fand das Kapitel über Langsamkeit sehr interessant. Die Übung dazu, wie oben schon beschrieben, lautete: Alles im halben Tempo! Ich habe es ausprobiert und beispielsweise die Spülmaschine langsam eingeräumt, bin langsam mit dem Hund spazieren gegangen und habe langsam meine Aufgaben erledigt. Das solltest du wirklich mal ausprobieren, ich fühlte mich schlagartig entspannter! Immer, wenn du merkst, dass du gerade wieder „mal eben etwas schnell“ machen willt, sage dir: „Halt!“ und drossele das Tempo.
Der zweite Punkt, den ich gut fand und an dem ich viel arbeiten muss, lautete Genügsamkeit. Kein schönes Wort in der heutigen Konsumwelt! Die Theorie ist logisch: Wer weniger erwartet, ist schneller zufrieden. Wenn ich von meinem nächsten Roman hoffe, dass er zehn Mal verkauft wird, bin ich schnell froh. Hoffe ich auf eintausend Verkäufe, dauert es länger, bis ich zufrieden bin.
Interessant an dieser Ansicht ist, dass sie beispielsweise den Empfehlungen von Tim Ferriss widersprechen, der sagt, man solle sich hohe, unrealistische Ziele setzen, weil dort 1) weniger Konkurrenz herrscht und man 2) viel motiverter ist als bei mittelmäßigen Zielen (Schildkröte Kurma sagt dazu: „Wozu brauche ich große Motivation, wenn mein Ziel klein ist?“). Welche Art der Zielsetzung nun „richtig“ ist, kann man schwerlich sagen, und auch, welche „einfacher“ ist, lässt sich schwer beurteilen. Denn genügsam zu sein, heißt, wirklich mit dem erreichten Ziel zufrieden zu sein und es nicht als Zwischenziel zu sehen.
Übertragung auf Schriftstellerei
Schön und gut, aber was bringt dir das alles, um vom Schreiben leben zu können?
Wenn du lernst, gelassener zu sein, bringen dich weder negative Rezensionen, noch der Stress, noch eine schlechte Platzierung aus der Ruhe. Du bist nicht todtraurig, wenn jemand dein Buch nicht toll findet, sondern akzeptierst es.
Wenn du langsam schreibst, statt alle X Wochen etwas Neues auf den Markt bringen zu wollen, stellst du sicher, dass deine Geschichten nicht mit der Zeit oberflächlich werden. Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um alles zu deiner Zufriedenheit fertigzustellen! Perfektionismus ist hier allerdings fehl am Platz.
Indem du dich auf dein Ziel, vom Schreiben zu leben, konzentrierst, bleibst du beständig. Es kommen Zeiten, in denen sich dein neuer Roman nicht so gut verkauft wie gedacht. Deswegen solltest du dich nicht von deinem Ziel abbringen lassen, sondern auf Fehlersuche gehen und es dann mit einem neuen Roman versuchen.
Dazu gehört es auch, sich dem Umständen anzupassen. Wenn du beispielsweise die Wahl hast, im Juni oder im August zu veröffentlichen, passe dich deiner Zielgruppe an: Im August werden wegen der Sommerzeit oft weniger Bücher gekauft als im Juni oder Mai (oder Oktober). Bleibe auch flexibel, was weitere Einkommensquellen angeht: Wenn es mit den Büchern nicht so gut läuft, nimm für ein paar Wochen andere Aufträge an oder mache einen Minijob, um den Geldfluss zu gewährleisten. Sei kreativ!
Lerne, genügsam zu sein (das ist sowieso ein guter Tipp für Schriftsteller, die meistens finanziell keine großen Sprünge machen können) und freue dich über jeden einzelnen Verkauf, jede Nachricht oder jedes „Like“. Es ist nicht selbstverständlich, dass dir Menschen Zuspruch geben. Statt immer mehr zu wollen, besinne dich mal wieder auf das, was du bereits geschafft hast und freue dich darüber.
Sei auch im Umgang mit deinen Autorekollegen friedfertig. Das ist ein sehr heißes Thema, denn wo es erfolgreiche Menschen gibt, gibt es Neider. Lass dich nicht von deinem Neid dazu treiben, extra schlechte Rezensionen zu schreiben oder Kollegen schlechtzumachen. Denke an das erste Geheimnis: Gelassenheit. Ja, andere Autoren sind erfolgreicher und ja, manchmal ist das unverdient. Aber verkaufen sich deine Bücher besser, wenn du andere Bücher schlechtmachst? Bist du kreativer oder schreibst du bessere Bücher, wenn du neidisch bist? Nein. Der respektvolle, friedfertige Umgang mit deinen Mitmenschen macht auch dich selbst friedlich und du kannst die anderen Punkte leichter umsetzen.
Um das zu erreichen, musst du erstmal mit dir selbst ins Reine kommen und dich sammeln. Warum gönnst du der neuen Autorin ihren Platz-1-Einstieg nicht? Hast du vielleicht Selbstzweifel? Traust du dir selbst so eine Platzierung nicht zu und bist neidisch, dass andere so von sich überzeugt sind?
Wenn du herausfindest, was DICH prsönlich ausmacht, wo deine Stärken und Schwächen liegen und wie du damit umgehen kannst, wirst du gelassener, gesammelt, friedlich und in dir ruhend.
Du findest dieses Buch interessant? Dann hol es dir auf deinen Kindle oder kaufe es als Taschenbuch.
Copyright des Bildes
Urheber: Moyan Brenn
Mit freundlicher Genehmigung
Siegmar Sondermann
Das erinnert mich an letzten Freitag, als ich nach Feierabend noch schnell beim Edeka gemischtes Hack kaufen wollte.
Ich sah schon den Eingang vom Edeka, als mich so ein runzliger Typ mit verfilztem grauem Bart ansprach.
>Festina lente, Festina lente<.
Ich denk, der will mir ne Uhr verkaufen und sag ihm, dass ich mit meiner Casio zufrieden bin und außerdem hab ich es eilig.
Da blieb der stehen, sah auf seine nackten Füße, die, wie ich jetzt bemerkte, in Sandalen steckten (im Dezember), schüttelte den Kopf, drehte sich um und trottete von dannen.
Später erfuhr ich, dass "Festina lente" lateinisch ist und "Eile langsam" bedeutet. Das soll ein Lieblingsspruch von Kaiser Augustus gewesen sein.
Seitdem überlege ich, ob der Penner einen Lorbeerkranz auf seinem Strubbelkopf hatte.
Birgit Gatter
Liebe Annika,
die Rezension macht neugierig. Die Übung mit der Langsamkeit stelle ich mir extrem schwer vor und muss ich unbedingt ausprobieren.
Gut gefällt mir wie du die Inhalte des Buches mit dem Thema Schreiben in Verbindung gebracht hast.
Wieder ein toller Artikel.
Liebe Grüße
Birgit
Vom Schreiben leben
Hallo Birgit, danke 🙂 Das mit der Langsamkeit übe ich im Alltag ziemlich oft und bin immer wieder über die Effekte erstaunt. Probier es mal aus! Es ist wie sofortige Entspannung 🙂