Darf Marketing manipulieren?
Neulich war ich in Heidelberg und habe am Litcamp (Literaturcamp) teilgenommen – ein Video dazu gibt es übrigens hier. Es ging teilweise auch ums Marketing und natürlich habe ich einige Anregungen mitnehmen können. Heute daher mal die Frage in die Runde: Darf Marketing eigentlich „manipulieren“ und wenn ja, wo ist die Grenze?
Dieses böse Marketing!
Du weißt sicherlich bereits, wie ich zum Thema Marketing stehe. Fast immer, wenn ich mit Autoren zu tun habe, die plötzlich den Drang spüren, „sich vermarkten zu müssen“, höre ich entweder die Aussage „Ich kann mich nicht vermarkten“ oder ich merke, dass sie mit dem Begriff Marketing Gefühle, Aktionen und Gedanken verbinden, die mir ehrlich gesagt völlig fremd sind.
Bei vielen Leuten ist Marketing gleichbedeutend mit „Leute über den Tisch ziehen“, „jemanden überreden, etwas zu kaufen, obwohl er es nicht braucht“ oder so etwas wie „Hauptsache Geld verdienen, egal, ob das Produkt gut ist oder nicht“.
Ja, es gibt Leute, die Marketing so definieren. Aber uns allen ist doch klar, dass das damit nicht gemeint sein kann?!
Marketing heißt für mich: Strategien entwickeln, sichtbar zu werden.
Marketing heißt nicht, Produkte zu verkaufen, auch wenn es so bei Wikipedia drinsteht. Natürlich, LANGFRISTIG möchte jeder Autor, jeder Unternehmer vom Verkauf seiner Bücher oder Produkte leben können und Marketing soll helfen, mehr Leser und Käufer zu bekommen, aber das Marketing verkauft nicht das Produkt. Es macht auf das Produkt aufmerksam.
Mir gefällt die Definition des Graber-Lexikons:
„Der Grundgedanke des Marketings ist die konsequente Ausrichtung des gesamten Unternehmens an den Bedürfnissen des Marktes. Heutzutage ist es unumstritten, dass auf wettbewerbsintensiven Märkten die Bedürfnisse der Nachfrager im Zentrum der Unternehmensführung stehen müssen. Marketing stellt somit eine unternehmerische Denkhaltung dar. Darüber hinaus ist Marketing eine unternehmerische Aufgabe, zu deren wichtigsten Herausforderungen das Erkennen von Marktveränderungen und Bedürfnisverschiebungen gehört, um rechtzeitig Wettbewerbsvorteile aufzubauen.“ (Quelle)
Heißt: Marketing ist deine Einstellung dem Leser gegenüber. Marketing ist deine Reaktion auf den Buchmarkt. Marketing ist, was du tust, um die richtigen Leser für dein Buch zu begeistern.
Manipulatives Marketing
In den letzten Jahren habe ich natürlich auch immer und immer wieder Marketingstrategien mitbekommen, die sich NICHT am Kunden ausrichten, sondern einfach nur das Ziel haben, irgendetwas zu verkaufen, ohne Rücksicht auf Verluste.
Ja, das kommt vor. Sollte es bei uns aber nicht. Ich plädiere ganz klar für „moralisches Marketing“.
Wie funktioniert manipulatives Marketing?
Es fängt schon damit an, dass man sich erst einmal keine Gedanken darüber macht, wie das zu verkaufende Produkt ist. Wenn du manipulatives Marketing betreiben willst, dann schlag dir die Bedürfnisse des Kunden oder Lesers zuerst aus dem Kopf (ist doch auch eh viel zu anstrengend, sich immer in ihn hineinzuversetzen! 😉 ).
Als Nächstes überlegst du dir ein paar Anreize, die Kunden anlocken. Im Buchmarkt, schreibe zum Beispiel Fake-Rezensionen (am besten in Zusammenarbeit mit anderen Leuten, die dich unterstützen – beruht meistens auf Gegenseitigkeit, also schreib du auch ein paar Fake-Rezensionen für sie), die dein Buch in den Himmel loben.
Schraube den Preis runter.
Kategorisiere deinen Liebesroman bei „Reiseführer – Paris“ ein, weil eine Szene in Paris spielt. So sorgst du relativ schnell dafür, dass du in dieser Unterkategorie einen guten Ranking-Platz erhältst.
Klatsche auf das Cover einen „Aufkleber“, auf dem „Bestseller“ steht, weil du mal in einer Unter-Unter-Unterkategorie für zwei Tage auf Platz 1 warst (z.B. in „Reiseführer – Paris“).
Lasse dein Buch von befreundeten Bloggern in den Himmel loben, obwohl sie es nicht gelesen haben. Du kennst keine Blogger, die das machen? Kein Problem: Man kann Menschen dafür bezahlen, dass sie positive Rezensionen schreiben.
Vergiss Social Media nicht: Weise jeden Tag auf dein Buch hin, zitiere die wundervollen Rezensionen und prahle damit, welche Preise dein Buch schon gewonnen hat oder wofür es nominiert war (egal, ob jemals jemand von diesem Preis gehört hat). Vor allem das Wort „Bestseller“ solltest du so oft wie möglich benutzen.
Wenn du Sachbuchautor bist oder andere Produkte als Unterhaltungsliteratur zu verkaufen hast, dann ist es noch einfacher:
Halte automatisierte Webinare ab. Das heißt, du gaukelst den Zuschauern vor, LIVE zu sein, aber in Wahrheit sehen sie eine Aufzeichnung, die du irgendwann mal vorbereitet hast. Es gibt sogar Software, die automatisierte Chats erstellt, sodass der Zuschauer denkt, dass die anderen Zuschauer untereinander über das Video chatten. So animierst du die Zuschauer, sich ebenfalls zu beteiligen (es ist dabei egal, dass du nicht auf ihre Fragen eingehen kannst – schließlich kommen so viele Fragen, dass man nicht alle beantworten kann … 😉 oder?).
Erstelle so genannte Funnel, also automatisierte Verkaufstrichter. Trägt sich ein Interessent ein, bekommt er 257 vorgefertigte E-Mails, alle paar Tage eine, die ihn immer wieder dazu animieren, sich dein supertolles Mega-Produkt anzusehen.
Und so weiter.
Ich halte dich für klug genug, um zu checken, dass das keine echten Empfehlungen waren. Sarkasmus und so.
Ist Marketing nicht immer manipulativ?
Diese Frage möchte ich sehr gerne mal mit dir und den anderen Lesern in den Kommentaren diskutieren. Kann man überhaupt auf ein Produkt (zB ein Buch) hinweisen, ohne dass das Gegenüber das Gefühl hat, dass ihm „etwas verkauft werden soll“?
Sicherlich hat jeder hier eine andere Meinung. Meine ist diese:
Marketing kann nicht funktionieren, wenn es eine Person NICHT in irgendeiner Art und Weise beeinflusst. Wenn ich auf ein neues Video hinweise, „beeinflusse“ (manipuliere?) ich dich womöglich, denn du unterbrichst deine derzeitige Aktion und klickst auf meinen Link.
Wenn mein neues Buch erscheint und meine Testleser ehrliche Rezensionen abgeben, die teilweise in 5 Sternen münden, dann habe ich vielleicht wirklich ein gutes Buch geschrieben, das dir gefallen könnte. Wäre es nicht schade, wenn ich dich darüber nicht informieren würde? Ich für meinen Teil werde sogar herzlich gerne über wirklich gute Bücher informiert und bin dankbar, wenn mir jemand sagt: „Dieses Buch musst du lesen!“ – allerdings höre auch ich da natürlich seltener auf Autoren, die mir das über ihr eigenes Buch sagen, als vielmehr auf Leser.
Das heißt für mich:
Marketing beeinflusst selbstverständlich andere Menschen, aber es darf meiner Meinung nach nie und nimmer auf eine „negative“ Art und Weise passieren und muss für mich auch immer moralisch sein. LÜGEN VERBOTEN. Wenn niemand mein Buch super findet, dann kann ich es auch nicht als super anpreisen.
Druck machen darf man – ich jedenfalls finde es persönlich weder verwerflich noch schlimm. Auch hier muss jeder für sich entscheiden. „Nur noch bis Samstag für 99 Cent“ ist für mich persönlich eine legitime „Manipulation“ – wenn denn das Buch tatsächlich am Sonntag einen deutlich höheren Preis hat.
Unmöglich finde ich Leute, die ihr Buch „nur noch 5 Tage lang“ für 99 Cent anbieten, dann zwei Wochen einen regulären Preis nehmen und dann wieder eine Aktion machen.
Deine Leser sollten sich nicht nur nicht verarscht vorkommen – du darfst nicht einmal den Gedanken haben, sie verarschen zu wollen!
Meiner Meinung nach jedenfalls.
Wie macht man „moralisches Marketing“
ohne sich zu verbiegen?
Glücklicherweise muss man keine Arschloch-Mentalität an den Tag legen, um Bücher zu verkaufen, Kontakte auf Social-Media zu knüpfen oder sich als Marke aufzubauen (was auch nichts anderes heißt als dass Dritte einfach schnell erkennen, wofür du stehst und was dich ausmacht).
Tu nichts, bei dem du dich nicht wohl fühlst.
Den Tipp muss ich auch gleich wieder relativeren: Es kann schon mal notwendig sein, seine Komfortzone zu verlassen. Wenn du immer und ausschließlich nur das tust, wovor du keine Angst hast oder was sich sicher anfühlt, wirst du sehr viel langsamer über dich hinauswachsen (oder gar nicht) als wenn du dich ab und zu traust, neue Wege zu gehen, deine Angst zu überwinden und die Komfortzone zu verlassen.
„Sich sicher fühlen“ und „ein gutes Gefühl haben“ sind zwei verschiedene Dinge. Du spürst den Unterschied, ob du einfach nur Angst vor etwas hast, weil es neu ist, oder ob du es aus Überzeugung nicht tun willst.
Hilf deinen Mitmenschen.
Hat dich ein Buch so richtig begeistert? Schreibe darüber auf deiner Webseite oder den sozialen Medien. Dir ist im Supermarkt endlich DIE Strategie eingefallen, um nicht mehr zu kaufen als das, was auf der Einkaufsliste steht? Teile deine Erkenntnis mit uns! Du findest, Autorin XY macht wirklich gute Arbeit, aber irgendwie sieht es keiner? Empfiehl sie weiter, an deine Freunde und auch im Internet. Selbst wenn du selbst das Gefühl hast, dass du gar keine „große Stimme“ hast, irgendjemanden kann schon ein einziger Beitrag helfen.
Was kannst du Gutes tun?
Lerne legitime Strategien kennen
Ich finde es eine wunderbare Entwicklung, dass (teilweise!) manche Menschen heutzutage gutes Geld verdienen können, indem sie zB bei YouTube einfach nur über ihren Alltag berichten oder darüber, was sie lieben. Ja, es gibt viele schwarze Schafe, aber ich kenne auch einige YouTuber, die wirklich tolle Arbeit leisten, niemanden der Zuschauer über den Tisch ziehen und auch keine horrenden Summen verdienen, weil sie Duschgel auf den Markt bringen.
Was haben diese Menschen gemein? Sie haben verstanden, wie man sich eine „Followerschaft“ aufbaut (und ein bisschen Glück hatten sie sicherlich auch). Sie nutzen Social Media, um sich und ihre Botschaft zu platzieren, und erreichen damit viele Menschen.
Unsere Branche ist im Gegensatz zu anderen Branchen ziemlich klein, gerade bei Social Media. Wer als Autor auf YouTube 10.000 Fans hat, der ist 95 % der Mitbewerber voraus. Einige wenige schaffen es auf 30.000 und mehr, die, die mehr als 100.000 Fans auf YouTube haben, kann man an einer Hand abzählen.
Welche Strategien gibt es aber, um wenigstens das System auf unsere Branche zu übertragen?
Ich kann sie nicht alle in einem Beitrag aufzählen. Alleine „Social Media“ ist bereits ein Studium. Das war auch der Grund, warum ich meinen Marketingkurs ins Leben gerufen habe – und ja, jetzt folgt Werbung!
Lass dir helfen.
Wenn du wie der Ochs vorm Berg stehst und nicht so wirklich sicher bist, wie du dich online besser aufstellen kannst und auch offline endlich von der Zeitung, dem Radio oder vielleicht sogar dem Fernsehen wahrgenommen werden willst, dann helfe ich dir gerne dabei. Im Marketing-Kurs lernst du nämlich die wichtigsten Strategien zur Vermarktung kennen und kannst sie fortan auf alles anwenden:
- Welche Botschaft willst du in die Welt bringen?
- Wie lautet deine Vision?
- Wer sind deine Leser?
- Wie kann dein Marketingplan aussehen und welche Maßnahmen enthält er?
- Was ist beim Marketing besonders wichtig?
- Wie schreibt man Klappentexte, die zum Kaufen anregen?
- Wie erstellt man eine Internetseite und was muss rein?
- Wie schreibst du bessere Texte im Internet? (Webseite und Co)
- Wie nutzt du Facebook, Instagram, Twitter und Co?
- Wie arbeitest du effizient mit Bloggern zusammen?
- Wie findest du Testleser?
- Wie schreibst du Pressemitteilungen, die auch gedruckt werden?
- Wie erstellst du eine Leserunde und wann solltest du das tun?
- Wann lohnt sich Newsletter-Marketing für dich?
Das alles lernst du im Marketingkurs, der bereits am 1. Juli offiziell startet. Anmeldung ist bis zum 7. Juli möglich.
Wir kommen dabei alle in einer Facebookgruppe zusammen, in der ihr euch untereinander austauschen könnt. Ich schaue natürlich auch regelmäßig rein. Ab und zu bewerte ich die Ergebnisse der einzelnen Lektionen, gebe Tipps und helfe dir, dass du die Inhalte der Lektionen auch umsetzen kannst.
Auf diese Hilfe besteht kein Anspruch, sondern sie ist ein freiwilliger Service von mir. Wenn du gerne eine intensive Betreuung haben willst und aus jeder Lektion mit mir gemeinsam das Maximum herausholen kannst, buche bitte die Variante mit Betreuung.
Viel Spaß beim Stöbern!
Was denkst du übers Marketing? Lass es mich wissen in den Kommentaren!
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Milch
Manipulieren sollte man nicht mit Lügen oder Betrügen gleichsetzen.
Wenn es heißt, den Markt zu bedienen, indem man den 10000. Millionärsroman schreibt, lehne ich es ab. Das ist nicht meine Vorstellung von Markt. Es gibt bestimmt Leute, die keinen Millionärsroman lesen wollen, warum nicht diesen Teil des Marktes bedienen. Fremde Erfolgsrezepte zu kopieren, bedeutet nicht am Markt erfolgreich sein. Man sollte sein eigenes Erfolgsrezept suchen, weil man nur zur Marke werden kann.
Christian Janke
Wir alle wollen gewonnen werden. Immer nach dem nächsten streben was Gewinn, Lust und Befriedigung schafft. Wenn ich eine Botschaft habe die den Kern und das Herz eines Menschen fördert und erreicht! dann sind fast alle Mittel legal. Spüre ich das man mich berauben möchte mache ich sofort zu. Eine gute Botschaft darf zwangsläufig auch nur mit guter Gesinnung werben. Manipulieren ist das gewisse etwas das an meinem Willen vorbei etwas von mir möchte – ein abschreckendes Handling!