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Eine Lesung vorbereiten

Du hast ein oder mehrere Bücher veröffentlicht und stehst vor deiner ersten Lesung? Ruhig Blut! Mit dieser Vorbereitung kann nichts mehr schiefgehen!

Einnahmen durch Lesungen zählen bei Verlagsautoren zu den Must-Haves, damit sie überhaupt vom Schreiben leben können. Aber auch viele Selfpublisher erkennen den Wert (und Spaß!) von Lesungen nach und nach und organisieren entsprechende Events in ihrer Stadt. Wie geht man am besten vor?

 

Was ist eine Lesung?

 

Zuerst zur Definition: Eine Lesung meint in diesem Artikel eine Zusammenkunft eines Autors (einer Autorin) mit anderen Menschen, denen er (sie) aus seinem (ihrem) Buch oder seinen (ihren) Büchern vorliest. Anschließend besteht häufig die Möglichkeit, das vorgelesene Buch käuflich zu erwerben (mehr dazu später).

 

Ahhh, ich soll vor anderen Menschen lesen?!

 

Nicht wenige Menschen bekommen Schweißausbrüche, wenn sie daran denken, vor fünf, zehn oder mehr Menschen zu lesen. Was, wenn ich mich verhasple? Wenn es nicht flüssig ist? Wie läuft eine Lesung überhaupt ab? Alle werden mich auslachen und ich kann nie wieder einen Fuß vor die Tür setzen!

 

Wenn du ähnliche Panikgedanken hast, solltest du dir vielleicht noch mal den Podcast „Definiere deine Angst“ anhören oder den entsprechenden Artikel lesen. Es gibt keinen Grund, Angst zu haben. Die Zuhörer kommen ja extra deinetwegen, nur, um dich lesen zu hören! Auslachen werden sie dich definitiv nicht.

 

Denk daran: Die Leser sind auf deiner Seite!

 

Vorteile einer Lesung

 

Warum also solltest du dich diesem Stress aussetzen? Eine Lesung hat viele Vorteile:

 

  • direkter Kontakt mit deinen Lesern
  • neuer Kontakt zu Interessenten (potenzielle Leser)
  • Ausbau deines Netzwerks
  • Leserloyalität wird erhöht
  • Werbung für dein Buch
  • Werbung für dich als Autor
  • Es macht Spaß!
  • Du kannst ggf. Geld einnehmen

 

Die Nachteile hingegen sind, dass es Zeit und Aufwand kostet, manchmal auch Geld (Saalmiete, ggf. Vorleistung für die zu verkaufenden Bücher, Flyer drucken) und dass du natürlich vor einer Gruppe Menschen reden musst, wenn dir das unangenehm ist.

 

Erste Überlegungen für deine erste Lesung

 

Du hast die Vor- und Nachteile verglichen und beschlossen, eine Lesung zu machen. Ich gehe davon aus, dass du keinen Verlag im Rücken hast, der dich unterstützt, sondern dass du auf dich alleine gestellt bist und nicht zu einer Lesung eingeladen wurdest, sondern von dir aus eine planst.

 

Lesung

 

Wo soll die Lesung stattfinden?

 

Wenn du eine Lesung in deiner Stadt planst, stelle sicher, dass die Stadt groß genug und kulturinteressiert ist. Ich sage das extra, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass in manchen kleinen Städten eine Lesung etwas ganz Exotisches ist, zu dem man sich richtig überwinden muss, hinzugehen. In größeren Städten sind Lesungen völlig normal und man geht auch mal zu einer Lesung eines Schriftstellers, den man gar nicht kennt.

 

Wenn du also abschätzen kannst, dass sich eine Lesung in deiner Stadt lohnt, mache dich auf die Suche nach einem geeigneten Ort. Du könntest, um Kosten zu sparen und eine intime Atmosphäre zu gestalten, eine Wohnzimmerlesung machen. Entweder bei dir zu Hause, oder du verlost eine Wohnzimmerlesung unter deinen Lesern und Leserinnen. Der Name ist Programm: Du liest dabei in einem Wohnzimmer, das dir zum Beispiel von einem Leser zur Verfügung gestellt wird.

 

Eine häufiger genutzte Alternative ist ein gemieteter Raum, beispielsweise in einem Café. Du kannst natürlich auch die Buchhandlung deines Vertrauens fragen, aber die sind erfahrungsgemäß nicht sehr kooperativ, wenn du ausschließlich Selfpublisher bist. Aber versuchen kann man es auf jeden Fall, das Flair einer Buchhandlung ist für eine Lesung natürlich ideal.

 

Du kannst bei deiner Ortswahl ruhig kreativ sein: Eine Burgruine für den historischen Roman, ein Café für den Gesellschaftsroman, ein Restaurant, eine Open-Air-Lesung, im Zoo, Schwimmbad, Kino, in einer Kirche, auf dem Friedhof, … Hauptsache, du hast die offizielle Erlaubnis des Verantwortlichen.

 

Besuche deine Location vorab!

 

Auch wenn die Vorstellung, deinen Bademeister-Krimi in einem Schwimmbad zu lesen, sicherlich cool ist, solltest du im Vorfeld in der Praxis testen, ob sich der Ort für eine Lesung eignet. Nicht selten ist es in Restaurants zu laut oder in Buchhandlungen zu eng oder zu unpersönlich. Du solltest dich wohlfühlen, wenn du liest, es sollte ruhig sein und wenn der Raum groß ist oder du viel Andrang erwartest, wäre ein Mikrofon keine schlechte Idee (allerdings habe ich das bisher auch ohne super hingekriegt. Kommen ja nicht unbedingt gleich 100 Leute).

 

Meine beiden Lesungen fanden übrigens in zwei Cafés statt, weil ich es für „Auf die Freundschaft!“ passend fand, denn meine Mädels treffen sich im Buch immer freitags im gleichen Café (ich bin ja noch immer drauf und dran, mal eine Lesung in genau diesem Café zu geben, das es nämlich tatsächlich gibt).

 

Besprich mit dem Verantwortlichen, wie man die Stühle stellen kann, was du mitbringen musst und ob ggf. Technik wie Lautsprecher gestellt werden können (wobei, ich wiederhole mich, das meistens nicht notwendig ist). Auch der Mietpreis sollte geklärt werden. Manchmal hast du auch Glück und musst gar nichts bezahlen, manchmal zahlst du pro Stunde einen bestimmten Betrag. Damit du keine bösen Überraschungen erlebst, solltest du das vorher abklären.

 

Überlege dir, ob du Eintritt verlangst

 

Normalerweise werden Autoren für Lesungen bezahlt. Das vom Verband deutscher Schriftsteller vorgeschlagene Mindesthonorar beträgt etwa 250 Euro (500 DM). So viel wirst du nicht unbedingt einnehmen, denn wenn nur fünf Leute kommen, werden sie kaum 50 Euro für den Eintritt ausgeben. Du kannst diesen Betrag aber im Hinterkopf behalten, wenn du mal zu einer Lesung eingeladen werden solltest. Petra A. Bauer hat dazu einen tollen Artikel verfasst, den du dir mal durchlesen kannst. Das Thema Geld ist ja immer aktuell und heiß diskutiert.

 

Ich habe für meine ersten beiden Lesungen keinen Eintritt verlangt, weil ich

 

  1. Angst hatte, dass keiner kommt, wenn es etwas kostet
  2. mich nicht „berühmt genug“ gefühlt habe, um was verlangen zu können

 

Aber weißt du was?  Im Nachhinein hätte ich doch lieber Geld genommen. Es müssen ja nicht 10 Euro sein, aber selbst bei 2 Euro pro Person hast du manche Saalmieten schon fast wieder drin. Konzerte kosten auch Geld, und deine monatelange Arbeit wird hier präsentiert, also keine falsche Scheu! Erinnere dich an einen Grundsatz aus dem Bereich BWL: Wer kein Geld ausgeben will, sollte eh nicht sein Kunde werden.

 

Bewirb die Lesung

 

Okay, also du hast nun eine Location und du hast dir überlegt, ob du Eintritt verlangst. Bevor du dich lang und breit auf die Durchführung vorbereitest, solltest du die Lesung bewerben. Ich würde dafür ruhig ein paar Wochen, vielleicht vier bis sechs, für einplanen.

 

Pressemitteilung

 

Was ich dir auf jeden Fall empfehlen würde, ist eine Pressemitteilung. Schließlich willst du vor allem regional ansässige Leserinnen und Leser erreichen und viele lesen noch immer Zeitung. Ein Artikel zum Verfassen von Pressemitteilungen ist in Arbeit und wird später an dieser Stelle verlinkt. Bis dahin kannst du mal hier reinschauen.

 

Veranstaltung auf Facebook bewerben

 

Was ich auf jeden Fall empfehle, ist eine Facebook-Veranstaltung. Dabei kannst du den Ort angeben, gezielt Menschen einladen und deine Sichtbarkeit erhöhen. Pluspunkt: Du kannst deine Veranstaltung bei Facebook bewerben und so viele Menschen erreichen, die du noch nicht kennst. Allerdings geht das nur, wenn du die Veranstaltung mit einer Seite erstellst (nicht mit deinem Account). Du kannst dort deine Zielgruppe sehr genau einstellen, so zum Beispiel auch den Ort, an dem die erreichten Personen wohnen. Perfekt für diesen Zweck! Bedenke aber, dass eine Zusage bei der Veranstaltung noch nicht unbedingt die Zusage für die Lesung ist. Viele Benutzer sagen bei Veranstaltungen zu, zu denen sie in echt aber nicht hingehen. Es empfiehlt sich, entweder direkt Kontakt mit den Interessenten aufzunehmen, oder eine Online-Anmeldung ins Leben zu rufen, über die man sich anmelden muss.

 

Es ist sowieso nicht verkehrt, in Erfahrung zu bringen, wie viele denn kommen, um den Platzbedarf abschätzen zu können…

 

Flyer/Plakate und Mundpropaganda

 

Ich habe selbst mit dem Verteilen von Flyern und Plakaten keine positiven Auswirkungen bemerkt, möchte es aber dennoch aufführen.

 

Für meine ersten beiden Lesungen habe ich etwa 200 Flyer an Passanten verteilt, an öffentlichen Stellen ausgelegt, und Plakate aufgehängt. Das hat mich einen kompletten Tag gekostet, aber es ist nicht eine einzige Person aufgrund dieser Aktion gekommen. Vielleicht waren 200 einfach viel zu wenig, es hätten eher 2000 sein müssen. Aber ich wüsste nicht, wie ich die alle hätte verteilen sollen! Man hat manchmal die Möglichkeit, Flyer in Zeitungen legen zu lassen, das ist aber natürlich nicht sehr günstig und für die meisten Selfpublisher eher nicht empfehlenswert (nachfragen kann aber ja mal!).

 

Lesung Plakat

Plakat zu meinen ersten beiden Lesungen

 

Wie so oft, ist Mundpropaganda sehr hilfreich. Lade alle möglichen Menschen zu deiner Lesung ein, mit denen du sprichst und die in deine Zielgruppe passen. Wenn du mit jemandem sprichst, der kein bestehender oder potenzieller Leser ist, frage ihn oder sie, ob er/sie dir jemanden nennen kann, den es interessieren könnte. Sei aktiv!

 

Bist du selbst schon mal zu einer Lesung gegangen? Warum/Warum nicht? Das ist wichtig, um zu wissen, welche Hürden deine Leserinnen und Leser überwinden müssen. Würdest du zu einer Lesung eines unbekannten Autoren gehen (falls du dich als solchen bezeichnest)? Wenn nein, wie könnte man dich dazu bringen?

 

Wenn du fünf Menschen akquirieren kannst, die deine Lesung besuchen wollen, bitte sie, jeweils noch jemanden mitzubringen. Mit zehn Menschen kann man schon eine schöne Lesung gestalten.

 

Wie läuft der Abend ab?

 

Wenn die Rahmenbedingungen gesetzt sind, geht es um die Gestaltung. Ich lese immer wieder, dass eine Lesung heutzutage ein Event sein muss und man „schon  mehr tun muss als ein bisschen zu lesen“, um die Zuhörer zu unterhalten.

 

Sicherlich ist es nicht verkehrt, sich darüber Gedanken zu machen, wie man seine Zuhörerinnen und Zuhörer unterhalten kann. Insbesondere, wenn sie Eintritt bezahlen, wollen sie etwas geboten bekommen und du möchtest deine Bücher ja auch verkaufen. Aber meine Erfahrung ist, dass gut gelesene Passagen, gespickt mit locker erzählten Hintergrundinformationen, ausreichend sind. Du musst keinen Musiker mitbringen, oder Magier oder Schauspieler einladen. Wenn du dich selbst in Szene zu setzen erlernst, kannst du den Abend prima als Ein-Frau-Show oder Ein-Mann-Show überleben.

 

Der Ablauf kurz skizziert

 

Du hast natürlich keine Zeit, alles vorzulesen. Eine Lesung sollte inklusive Begrüßung, Lesung, Fragen und Antworten und Signieren der Bücher nicht länger als drei Stunden dauern, eher zwei. Da du langsam lesen musst, damit man auch alles versteht, reichen meistens drei bis vier Abschnitte aus. Ich plädiere dafür, aus mehreren Stellen des Romans zu lesen und nicht eine halbe Stunde am Stück von Seite 1 bis 30.

 

Hier einfach mal ein möglicher Ablauf kurz zusammengefasst:

  • Begrüßung
  • kurze Vorstellung deiner Person (drei, vier Sätze, später erzählst du mehr)
  • kurzer Umriss des Buches, aus dem du liest
  • erster Abschnitt, idealerweise den Prolog, bzw. den Beginn des Buches
    • nicht länger als 10 Minuten!
  • Unterbrechung: Infos zur Entstehung des Buches. Fragen, ob Lautstärke und Geschwindigkeit in Ordnung sind
  • zweiter Abschnitt: kurz erklären, was in der Zwischenzeit passiert ist, damit der Zuhörer sich orientieren kann
    • 5 bis 15 Minuten lesen
  • Wenn es sich anbietet, Zwischenfragen stellen
  • Unterbrechung: darauf hinweisen, dass nach dem nächsten Abschnitt eine Pause kommt. Weitere Hintergrundinfos zum Buch oder Kapitel (Menschen lieben Geschichten)
  • Vorletzten Abschnitt lesen (wieder kurz anmoderieren)
  • 10 Minuten Pause
    • ggf. auf Klo gehen oder einen Sekt trinken 😉
  • Letzten Abschnitt lesen
  • Für Fragen bereitstehen
  • Mitgebrachte Bücher signieren
  • ggf. Bücher verkaufen (bitte Hinweise weiter unten beachten!)

 

Das war so in etwa der Ablauf, den ich bei meinen Lesungen hatte. Alles in allem dauerten die Lesungen gut zweieinhalb Stunden und ich habe spontan noch Gesprächsideen weggelassen, weil relativ viel von den Zuhörerinnen gefragt wurde.

 

Ich habe mal gelesen, dass empfohlen wird, Fragen erst nach der Lesung zuzulassen und lieber eine Stunde lang zu lesen. Ich sehe das anders. Meine Bücher sind nun nicht gerade provokant, sodass ich keine heißen Diskussionen zu befürchten habe. Deshalb mache ich es lieber so, dass ich zwischen den Abschnitten erzähle, wie ich auf die Idee zum Buch kam, warum ich welche Figuren entwickelt habe oder was Kurioses beim Schreiben passiert ist. Ich persönlich finde das viel besser als wenn ich eine Stunde lang monoton vor mich hinlese (was ich natürlich eh nicht mache 😉 ).

 

Lesung vorbereiten

Ich bei meiner ersten Lesung

 

Leseabschnitte auswählen

 

Woher weißt du denn nun, was du lesen sollst? Das lässt sich natürlich nicht pauschal sagen. Ich kann dir nur sagen, welche Gedanken ich mir gemacht habe und was sich für mich bewährt hat:

 

Lies den Beginn vor

 

Der Anfang deines Buches muss – unabhängig von der Lesung – rocken. Wenn ein potenzieller Leser dein Buch anklickt oder aufblättert, muss der erste Absatz eine Sogwirkung haben, genau wie die erste Seite. Er/Sie muss wissen wollen, wie es weitergeht. Deshalb wird der Anfang eines Buches am häufigsten überarbeitet und bietet sich als Einstieg für die Lesung an.

 

Um abzuschätzen, wie viel du lesen solltest, schnapp die eine Uhr und lies mal zehn Minuten lang im Schneckentempo laut vor. Du musst beim Lesen selbst das Gefühl haben, viel zu langsam zu lesen (später bist du eh so aufgeregt, dass du automatisch schneller bist). Hast du mal in ein Hörbuch reingehört? Dort kannst du sehr gut die Lesegeschwindigkeit adaptieren. Hör mal genau hin, wie langsam dort gelesen wird!

 

Spannend, aber nicht zu viel verraten

 

Deine drei bis vier Abschnitte sollten vor allem spannend sein und kurz vorm Höhepunkt abbrechen. Manchmal bietet sich auch ein Kapitelende an. Du solltest dich immer in den Zuhörer hineinversetzen und dich fragen, wie die Stelle auf dich wirken würde, wenn du das Buch nicht kennst. Versuche, Szenen zu lesen, die den Charakter des Buches unterstreichen. Es ist auch in Ordnung, eine oder zwei Sachen zu verraten und nicht aus allem ein Geheimnis zu machen (denn sonst landest du bei lauter langweiligen Szenen).

 

Wenn du dir unsicher bist, sprich mit jemandem, der dein Buch kennt und überlegt gemeinsam, welche Szenen sich anbieten.

 

Ich zeige dir mal, welche Abschnitte ich für Auf die Freundschaft! gewählt habe. Mit „Seiten“ meine ich Taschenbuchseiten im Format 5×8 Zoll (CreateSpace).

 

Abschnitt 1: Prolog (2,5 Seiten – ca. 4 Minuten)

Meine Protagonistin erwischt ihren Mann beim Fremdgehen. Ein guter Aufhänger, der spannend ist, Empörung auslöst und den Zuhörer gleich ins Bild setzt.

 

Abschnitt 2: Teil aus Kapitel 2 (6 Seiten, ca. 10 Minuten)

Ich habe einen typischen Mädelsabend vorgelesen, der alle Hauptfiguren vorstellt und skizziert, was ihre Hauptprobleme sind (die Lösung dieser Probleme ist Teil der Geschichte). So lernt die Zuhörerin/der Zuhörer alle wichtigen Figuren kennen und kann sich ein Bild davon machen, wie der Stil der Geschichte ist.

 

Abschnitt 3: Beginnendes Tête-à-Tête mit Lutz, dem Vorgesetzten der Protagonistin (3,5 Seiten – ca. 5 Minuten mit vorheriger Anmoderation)

Ich habe in Kapitel 2 weitergelesen, wo sich erste Annäherungen zwischen der Protagonistin und ihrem Chef ergeben. Allerdings habe ich abgebrochen, bevor sie zur Sache gehen und es nur angedeutet:

 

Seine Zunge glitt über meine Lippen und suchte dann meine Zunge. Ich ließ es geschehen, entspannte meine Schultern und überließ ihm die Führung. Mein Glas ließ ich in der Küche, meine Schuhe im Flur, mein Kleid auf der Treppe und meine Unterwäsche vor dem Schlafzimmer.

 

Abschnitt 4: 50 Seiten übersprungen, weiter in Kapitel 5 (4,5 Seiten = ca. 10 Minuten, da wegen vieler Dialoge etwas langsamer gelesen)

Ich habe kurz erklärt, was in der Zwischenzeit passiert ist, ohne zu viel zu verraten und dann einen Teil gelesen, in dem meine Mädels gemeinsam ein Wochenende auf Sylt verbringen. Ich verrate dabei die niederschmetternde Diagnose einer der Figuren und nehme so einen Teil der Spannung vorweg, aber das ist das kleinere Übel. Mir war diese Stelle wichtig, weil sie, erneut, den typischen Zusammenhalt der Mädels zeigt und die Message transportiert, die der Roman aussagt.

 

Notizen zur Lesung

Notizen für meine erste Lesung direkt im Buch

 

Lesen üben!

 

Es ist superwichtig, dass dein Vortrag überzeugt. Deine Stimme ist dein Kapital. Nur so schaffst du es, deine Zuhörer bei der Stange zu halten und sie zu überzeugen, dass dieses Buch gekauft werden muss! Deshalb solltest du diese Passagen sehr (sehr, sehr!) oft laut lesen, bevor du die Lesung machst. Unterstreiche Wörter, die du betonen willst, streiche Sätze, die du doch nicht vorlesen willst und mache dir Notizen, was du besonders hervorheben willst. Wenn es dir hilft, lege dir eien Zettel neben deine Hand, auf dem „Langsamer!“ steht, denn du wirst dazu neigen, zu schnell zu sprechen.

 

Gute Planung und Vorbereitung sind das A und O!

 

Mache dir einen Plan, wie die Lesung aussehen soll. Behandle die Lesung wie eine Präsentation oder einen wichtigen Vortrag, das heißt: Wisse, was du tun und sagen willst. Mach dir Notizen und einen konkreten Plan. Improvisieren kannst du noch immer, aber du wirst dich selbst sicherer fühlen, wenn du weißt, wie der Abend verlaufen soll, was du als nächstes lesen willst und wie du die Hörer darauf vorbereitest.

 

Führe deine Gäste durch den Abend

 

Das Geheimnis eines guten Vortrags? Sehr guter Inhalt und ein gutes Gefühl beim Zuhörer. Das gilt natürlich auch für die Lesung.

 

Versetze dich mal in seine/ihre Lage:

 

Du hast dich getraut, zu einer Lesung zu gehen. Vielleicht kennst du den Autoren, vielleicht hast du über ihn in der Zeitung gelesen. Du bist ein bisschen aufgeregt, weil du nicht jeden Tag zu Lesungen gehst und du weißt nicht genau, was dich erwartet. Du setzt dich auf einen freien Platz und bist darauf angewiesen, dass jemand dich bei der Hand nimmt und dir sagt, was heute auf dich zukommt.

 

Deshalb solltest du deine Gäste immer über die nächsten Schritte aufklären. Erzähle ihnen, wie der heutige Abend aussieht, ob du Zwischenfragen zulassen willst oder wann es eine Pause gibt. Erkläre, in welcher Situation sich die Figuren gerade befinden, bevor du mit dem Lesen startest, damit der Zuhörer das einordnen kann.

 

Tipp: Nimm dich auf!

 

Die Krux beim Üben ist, dass du dich selbst dabei nicht siehst. Deshalb gebe ich dir einen Tipp: Stelle eine Kamera auf und lies den ersten Abschnitt, den du auf der Lesung vortragen willst. Du wirst dich wundern, wie du beim Lesen aussiehst und wie es sich anhört! Halte so oft wie möglich Blickkontakt zu deinen Lesern, betone wichtige Stellen, spiele mit deiner Stimme!

 

Wenn du unsicher bist, frage eine Person deines Vertrauens, ob sie mit dir übt. Sie kann dir sagen, wo du eventuell zu schnell liest oder was du verbessern kannst.

 

Buch oder Papier?

 

Es ist eine Glaubensfrage, ob du aus deinem Roman liest oder ob du dir die entsprechenden Stellen ausdruckst (vielleicht in größerer Schriftgröße) und dann von mehreren Blättern Papier liest.

 

Ich persönlich stehe ja mehr darauf, direkt aus dem Buch zu lesen. Das bedeutet aber auch, dass ich in meinem Vorlese-Exemplar herumstreiche, reinschreibe, Sätze markiere und so weiter. Wenn dir dein Buch dafür zu wertvoll ist, solltest du lieber die Passagen ausdrucken.

 

Sitzen oder Stehen?

 

Egal! Mach, wie du dich am wohlsten fühlst! Wenn du am liebsten im Laufen liest, dann mach das. Setze dich auf die Tischkante, wenn du willst, oder platziere dir von Anfang an einen gemütlichen Sessel im Raum. Alles kann, nichts muss.

 

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Die Sache mit dem Buchverkauf

 

Darfst du als Selfpublisher Bücher bei CreateSpace (o.ä.) bestellen, zur Lesung mitnehmen und dort verkaufen?

Wie auch schon bei der Frage, wann man ein Gewerbe anmelden muss, lautet die Antwort: Es kommt drauf an.

 

Ich habe sowohl mit Finanzbeamten als auch mit Steuerberatern über diese Frage gesprochen, außerdem habe ich die Frage in der Selfpublishergruppe bei Facebook gestellt und allerlei Antworten erhalten. Meine Aussagen hier stellen keine Rechtsberatung dar, wenn du also Zweifel hast, konsultiere deinen Steuerberater.

 

Wenn die Einnahmen aus Lesungen vernachlässigbar sind, gibt es laut Steuerberater kein Problem. Es gibt keine offizielle Summe, ab der es gewerblich zu betrachten ist, und jedes Finanzamt muss im Einzelfall selbst entscheiden, wie der  Fall zu handhaben ist. Laut Finanzamt können Verkäufe auf Lesungen als freiberufliche Tätigkeit eingestuft werden. Die Frage, die sich dem Finanzbeamten stellt, ist, ob Buchverkäufe auf Lesungen als „typisch schriftstellerische Tätigkeit“ gewertet werden darf. Wenn ja: Glückwunsch, ein Gewerbeschein ist nicht notwendig. Wenn nein, dann kann es passieren, dass du für den Verkauf von Büchern auf Lesungen einen Gewerbeschein brauchst.

 

Und nun?

 

Ich würde sagen, wenn du im Zweifel bist, sprich mit dem Steuerberater deines Vertrauens und ggf. mit dem Finanzbeamten, der deinen Fall bearbeitet. Meine haben beide unabhängig voneinander gesagt, dass es eigentlich kein Problem geben dürfte und ein Gewerbeschein nicht notwendig ist, solange ich nicht tausende Euros damit einnehme.

 

Das war’s!

 

So weit meine Grundlagen zu Lesungen. Sicherlich gibt es noch das eine oder andere hinzuzufügen – ich freue mich über deine zusätzlichen Ideen und Gedankenanstöße!

 

Annika Bühnemann hat eine Mission: kreative Frauen wie dich dabei zu unterstützen, endlich ihr eigenes Buch zu schreiben. Mehr noch: Sie hilft dir, durch Journaling zu der Person zu werden, die erreicht hat, was du dir wünschst. Annika ist multipassioniert, enthusiastisch und hochmotiviert, mit denjenigen zu arbeiten, die sich von ihr anstecken lassen. Auf dass du mit dem Kopf in den Wolken hängst und fest mit der Erde verwurzelt bleibst!

Comments

  • 25. Juli 2023

    Hallo Annika, vielen lieben Dank! Mir hat dieser Artikel von Dir sehr viel Nervosität im Vorfeld meiener ersten eigenen Lesung genommen. Die Anregungen, wie ein Programmablauf gestaltet werden kann, empfand ich als sehr hilfreich.
    Bei mir werden keine 50 Leute da sein, der Raum ist nur groß genug für 20. Ich bin aber froh, wenn überhaupt jemand kommt.

    LG
    INgo

  • 12. April 2020
  • 16. Dezember 2019
  • 18. März 2018

    hallo Annika, vielen Dank für deine hilfreichen Tipps zu einer Lesung! Ich stehe vor meiner 1. Lesung im Juni 2018 und wußte, dass ich bei dir bestimmt einige unterstützende Planungsvorschläge und Tipps zu einem erfolgreichen Ablauf finden würde!
    Liebe Grüße aus Österreich
    Elma

  • 21. September 2015

    Hallo Sandra,

    danke für deine Tipps, die mir sicher bei meinen Lesungen helfen werden. Obwohl ich zum Glück einer derjenigen bin, die absolut keine Angst davor haben, sich vor Publikum zu stellen, weshalb die folgende Frage auch eher praktischer Natur ist und so lautet.
    Wie viele Bücher sollte man in etwa für den Verkauf bereitstellen und wie kriegt man sie am besten zum Verantstalungsort, wenn man mit dem Zug unterwegs ist und sie nicht schleppen kann. (Ist ziemlich dick mein Werk.) Leider fehlt mir jegliche Erfahrung und vielleicht kannst mir weiterhelfen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Andara

  • 15. Juli 2015

    Das sind ja super Tipps für Autoren! Ich würde dem gerne noch was aus meiner Sicht als Stimmcoach hinzufügen. Ich war erst kürzlich bei einer Autorenlesung gewesen – und alles wäre wunderbar gewesen: das Ambiente, der Text … wenn der Autor dann auch noch etwas ausdrucksstärker gelesen hätte und seinen Text durch geschicktere Pausen hätte wirken lassen.
    Daher mein Tipp noch als Ergänzung: es lohnt sich ein kleines Coaching für die Vortragsweise zu machen (das hilft auch gegen das Lampenfieber :). Denn nicht jede/r gute Autor/in ist automatisch ein/e gute/r Vorleser/in. Viel Erfolg!

  • 14. Juli 2015

    Hallo Annika, ich finde es sehr toll und ebenso hilfreich gerade für Neulinge, wie ich einer bin, dass du hier quasi eine Anleitung für die Planung, Organisierung und Durchführung einer Lesung verfasst hast. Viele meiner Fragen wurden dadurch beantwortet. Dafür möchte ich dir herzlich danken. 🙂

    Viele Grüße!

  • 27. März 2015

    Hallo Annika, deine Seite ist echt supi. So wie du schreibst, sind deine Lesungen bestimmt sehr interessant. Ich bin leider noch nicht so weit. Die Thematik meines Buches ist ein heißes Eisen und ich bin mir absolut nicht sicher, ob man dazu überhaupt eine Lesung veranstalten kann. Wenn du Zeit und Lust hast würde ich mich freuen, wenn du mal auf meiner Homepage vorbei schaust. Eine Leseprobe gibt es auch. Deine Meinung dazu wäre ech toll! Liebe Grüße!

  • 11. Januar 2015

    Danke für diesen Artikel! Sehr hilfreich – besonders der Abschnitt zum (zeitlichen) Ablauf einer solchen Veranstaltung. Liebe Grüße, Meike

  • 24. September 2014
    Sam

    Wie Elvira würde ich mal vor Ort schauen, welche Buchläden Lesungen anbieten und dort fragen.
    Das hat auch den Vorteil, dass Du bzw. Dein Buch dort als Plakat für die Lesung im Schaufenster hängt.
    Zusätzlich sind die Angestellten der Buchhandlung auch viel bei Lesungen, kennen hinterher Dein Buch und empfehlen es vielleicht dem einen oder anderem Kunden.

      • 25. September 2014
        Sam

        Ah, ja, mein Verleser – ich meinte aber tatsächlich Buchläden. Wobei das Buch dann natürlich auch gedruckt vorliegen und im Buchladen kaufbar sein muss, mit einem Buch dass es nur bei Amazon gibt würde ich da nicht fragen – das wäre ja, als wenn man fragt, ob sie Werbung für die Konkurrenz machen würden!

          • 25. September 2014
            Sam

            Vielleicht wäre das ein guter Artikel, damit dieses Ausschlusskriterium entfällt: Welche Wege gibt es Bücher im Buchladen bestellbar zu machen?

  • 24. September 2014

    Liebe Annika, das ist eine tolle Vorbereitungshilfe, die Du hier teilst. Vielen Dank! Ich kann mich noch sehr gut an meine erste Lesung erinnern, in der Thalia Buchhandlung in Mannheim vor vieeeeln Jahren. Ich war so aufgeregt, dass ich am liebsten davon gerannt wäre – und dann waren gleich 50 Leute da. Sobald man diesen Schritt wagt, wir man aber reich belohnt – mit Feedback und Selbstvertrauen. Ich finde Deine Seite klasse! Alles Liebe, Sandra

  • 23. September 2014
    Elvira

    Eine sehr schöne Zusammenfassung. Zur Location kann ich vielleicht noch einen kleinen Tipp ergänzen: Büchereien sind für so etwas auch gut zu haben und übernehmen einen Teil der Organisation. Bei mir hatte die Stadtbücherei die Presse informiert und meine Flyer (für ein Jungendbuch) in den Schulen verteilen lassen. Dadurch kamen tatsählich einige Teeanger (!) zu meiner Lesung 🙂

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