Interview mit Kerstin Werner
Kerstin Werner schreibt über das, was sie antreibt, was raus muss – mit Erfolg! Die sympathische Autorin landete mit einem Ratgeber in den Top 100 der Amazon-Charts, eine absolute Seltenheit. Im Interview berichtet sie über die Entstehung ihrer Bücher und worauf es ihr beim Schreiben ankommt.
Es wäre toll, wenn du dich den Lesern zunächst kurz vorstellen würdest. Wer bist du und was schreibst du?
„Wer bist du?“ – eine Frage, die manch einer sich ein ganzes Leben lang stellt. Aber so tiefgründig war es sicher nicht gemeint. Deshalb meine Eckdaten: Ich bin Kerstin, 42 Jahre alt, Single, komme aus der schönen Eifel, in der ich heute auch lebe und arbeite. Von Natur aus bin ich ein humorvoller, inspirierender, kreativer und herzlicher Mensch. Wichtig sind mir Familie, Freunde und auch meine Katzen. Manche nennen mich naiv, aber ich glaube an das Gute im Menschen, den Frieden und die Liebe. Allgemein blicke ich gerne hinter die Fassade der Menschen, weil ich weiß, dass nicht alles so ist, wie es scheint …
Ich schreibe Geschichten und Metaphern, die Herzen öffnen, Seelen trösten und Mut machen, neue Wege zu gehen. Ohne dass es (m)ein Ziel ist, hole ich oft die Menschen aus ihrem Schneckenhaus, damit sie sich trauen, sich zu zeigen – so, wie sie wirklich sind.
Was ist denn dein Ziel beim Schreiben? Oder anders gefragt: Warum schreibst du? Wie kam es zu deinem ersten Buch?
Es waren bereits 1,5 Bücher fertig, da wusste ich nicht, dass Bücher daraus werden. Und ja – ich wollte immer ein Buch schreiben. Aber ein „vernünftiges“ eben. Einen Super-Ratgeber oder einen tollen Roman. Aber nicht solche Kurzgeschichten, wie ich sie geschrieben hatte. Die hatte ich doch nur für mich geschrieben. Die waren für mich nicht so wertvoll. Ich hab geschrieben, weil es mir gut tat und ich verarbeiten konnte. Bei mir geschieht Heilung während dem Schreiben. Es war schon immer wie eine Art Kanal, wo ich mich, von meiner Phantasie beflügelt, austoben konnte. Beim Schreiben begrenze ich mich nicht. Da darf alles sein. Alles, was meiner Seele gut tut. Ich schreibe mich in den Frieden und in die Liebe. Oft weine ich dabei, weil eben Wunden geschlossen werden.
Der Wendepunkt kam dann, als mich jemand auf meine Begabungen hinwies, indem die Person sagte, ich sei hochspirituell. Zu dem Zeitpunkt hab ich das verneint, weil ich gar nicht verstand, was Spiritualität überhaupt bedeutet. Ich dachte, ich müsse dafür irgendwelche Pendeleien beherrschen. Aber das konnte ich nicht und somit war ich davon überzeugt, dass ich keine Verbindung „nach oben“ hatte. Aber ich sagte selbst immer, dass jeder Talente in sich trägt – angeboren und von „Gott“ gegeben. Wenn man die lebt, könnte es also durchaus auch sein, dass man selbst mit dem Göttlichen in sich verbunden ist. Auf jeden Fall war das der Tag, der mein Selbstvertrauen änderte. Die Sichtweise auf das, was ich eh schon tat. Ich erkannte plötzlich den Wert darin und entschied dann, aus den Geschichten, die schon fertig waren, ein Buch zu machen.
Du gehörst ja zu den seltenen Autorinnen, die es geschafft haben, mit einem Sachbuch in die Top 100 zu gelangen. War das gleich beim ersten Buch so oder lief dein erstes noch nicht „so gut“ wie die nachfolgenden?
Wer bestimmt eigentlich, was gut ist und was nicht? Sind das wirklich die TOP 100? Gibt es nicht diese kleinen Ereignisse, die den wirklichen Erfolg ausdrücken? Ich habe Mails und Briefe bekommen von Leserinnen, die mich sehr berührten. DAS waren genau die Dinge, die mein Herz beflügelten. Wenn andere mit mir in Resonanz gingen. Das ist es, was mich wirklich antreibt.
Aber zu deiner eigentlichen Frage: Mein viertes Buch „Wach auf – Dein Leben wartet“ war bei mir persönlich der Durchbruch. Wieso? Gute Frage. Weiß ich auch nicht. Denn ich liebe meine Bücher alle gleich viel, wenn auch jedes anders. Aber der Leser entscheidet wohl, was ihn mehr und was weniger anspricht. Allerdings kann ich schon sagen, dass mit jedem Buch die Leserschaft gewachsen ist. Ich glaube, die wenigsten landen mit dem ersten Buch einen Nr.-1-Hit, sondern bei den meisten findet ein natürlicher Wachstum statt. Manche kommen nie in die Top-100, können aber trotzdem von ihren Büchern leben. Bei mir ist es auch entgegengesetzt zu vielen anderen Autoren so, dass eBooks und Taschenbücher fast gleichermaßen häufig gekauft werden.
Wie entscheidest du, welches Thema du für dein nächstes Buch aussuchst? Nimmst du die Anregungen aus deiner Leserschaft mit in deine Überlegungen rein oder entscheidest du komplett „selbst“, worüber du als nächstes schreibst?
Ganz ehrlich? Ich plane meine Bücher nicht. Sie entstehen einfach und ich schreibe, was raus will. Was so viel heißt: Ich überlege kaum während ich schreibe. Es fließt einfach. Und wenn mal nichts fließt, dann lass ich es auch. Die Impulse kommen bei mir meist von außen, aber dann entstehen innere Geschichten. Ein Stück „Kerstin“ ist immer dabei. Das Thema eines Buches kristallisiert sich meistens erst später raus.
Schreibst du also ein Buch, ohne festes Thema zu haben und entscheidest erst während des Schreibprozesses, welches Thema es behandeln wird?
Ja, so in etwa. Ich hab auch irgendwie das Gefühl, dass ich das selbst gar nicht entscheide. Sondern es wird durch den Lauf des Lebens entschieden. Automatisch. Ohne dass ich dafür bewusst etwas tue.
Ich mach mal ein Beispiel: Letztes Jahr bekam ich zwei Kätzchen und fing auf Facebook an, aus der Sicht von dem Kater zu schreiben. Dabei merkte ich: Hey, das ist cool, in dieser dritten Form zu schreiben. Da kann ich meinen Humor voll entfalten. Und so begann Leo aus seinem Leben zu erzählen. Was teilweise witzig, aber auch tiefgehend ist. Ein Buch, welches dieses Jahr wohl noch fertig wird.
Ein anderes Beispiel: Letztes Jahr arbeitete ich einen Vortrag aus: „Mit Mut zur Lebensfreude“. Schon bei der Vorbereitung wurde mir bewusst, wie wichtig diese Essenz für mein Leben war. Erst wollte ich nur ein Skript schreiben, was ich den Teilnehmern mitgeben konnte, aber recht schnell wusste ich, dass es ein Buch wird. Denn mit einem kurzem Skript war es nicht getan. 😉
Was würdest du Menschen raten, die auch überlegen, ihre vielen Gedanken in einem Buch zusammenzufassen? Sollten sie einfach drauf losschreiben oder gibt es irgendeinen „roten Faden“ oder Ratschlag, den du ihnen mitgeben kannst?
Was kaum jemand weiß: Ich hatte mal begonnen, einen „Superratgeber“ zu schreiben. Völlig verkrampft. Weil ich wollte, dass das Buch toll wird. Ich wollte gefallen. Ich wollte, dass es viele kaufen. Der Schuss ging nach hinten los. Deshalb ist vielleicht ein Tipp von meiner Seite: Macht euch keine Gedanken darüber, was andere gerne lesen, sondern schreibt das, wofür ihr selbst brennt.
[Tweet „Macht euch keine Gedanken darüber, was andere gerne lesen, sondern schreibt das, wofür ihr selbst brennt. (Kerstin Werner)“]
Denn nur, wenn das Feuer in uns selbst entfacht ist, können wir andere entzünden. Ich glaube, dass die Bücher anders werden, wenn wir sie schreiben, weil sie von innen heraus geschrieben werden wollen und wir mit dem Herzen bei der „Arbeit“ sind.
Wie wichtig findest du es, sich Gedanken zu Lektorat und Korrektorat zu machen? Wird das überbewertet?
Das muss jeder für sich entscheiden. Meine Bücher gehen nur lektoriert raus. Weil mir Qualität wichtig ist. In meinen Augen gehört ein Lektorat ganz selbstverständlich zum Buch. Weil es dadurch erst den nötigen Feinschliff bekommt. Außerdem sind immer Fehler drin, auch wenn ich denke, noch so toll schreiben zu können.
Was könnten die Autoren tun, die von innen heraus schreiben und trotzdem traurig sind, dass niemand ihre Bücher kauft?
Ich kann schlecht sagen, was andere anders machen sollen, weil ich glaube, dass man da ein Gesamtpaket sehen müsste: Nicht nur das Buch, sondern auch den Menschen dahinter. Welche Entwicklung hat er durchlaufen? Wie denkt er über sich und das Leben? Gibt er aus dem Mangel oder aus der inneren Fülle? Da ich bereits eine Pleite hinter mir habe, kann ich aus tiefster Überzeugung sagen: Auch ein Misserfolg kann ein Meilenstein zum Erfolg sein, wenn ich die Botschaft verstehe. Dafür braucht man aber Ehrlichkeit sich selbst gegenüber und den Mut, sich darauf einzulassen.
Zum Abschluss: Welche drei Tipps kannst du angehenden Autoren und Autorinnen auf den Weg mitgeben?
Also was wichtig ist: Hab den Mut, dich zu zeigen. Sei stolz auf dich, auch wenn deine Bücher noch nicht so viele Leser haben. Aber vor allem: Schreib weiter … und glaub an dich!
Menschen mit Kreativität braucht das Land! 🙂
Danke, liebe Kerstin!
Kerstin im Netz:
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