Interview mit Natalie Rabengut
Natalie Rabengut hat es geschafft: Mit viel Ehrgeiz und packenden Geschichten realisierte sie den Traum, vom Schreiben zu leben. Ihre Bücher, zum Beispiel Verlockende Fesseln oder Mein neuer Mitbewohner finden sich auf zahlreichen E-Readern und sie veröffentlicht bei Ullstein und Bastei Lübbe. Im Interview verrät sie, wie es dazu kam.
Bitte stelle dich kurz vor. Wer bist du, was machst du, was schreibst du?
Mein Name ist Natalie Rabengut und ich schreibe erotische Liebesromane mit einem Schuss Humor.
Warum hast du ein Pseudonym gewählt?
Am Anfang konnte ich noch nicht so ganz abschätzen, wo die Reise hingehen und ob es überhaupt funktionieren würde, deswegen wollte ich nicht meinen richtigen Namen „abnutzen“.
Seit wann lebst du vom Schreiben und wie kam es dazu?
Offiziell lebe ich seit September 2012 vom Schreiben. Nach dem Studium habe ich mir einen Brotjob gesucht, weil mir klar war, dass für mich nichts anderes als eine Autorenkarriere in Frage kommt. Ich bin morgens um 3:50 Uhr aufgestanden, habe um 5:30 Uhr angefangen zu arbeiten und bin meist gegen 12 Uhr nach Hause gekommen. Dann habe ich geschrieben. Als der Ertrag vom Schreiben den des Brotjobs überstiegen hat, habe ich gekündigt.
Ziemlich ehrgeizig. Welche Ängste hattest du vor diesem Schritt?
Jede Menge, aber eine Garantie gibt es nirgendwo und Stillstand ist auch keine Lösung. Alle Jobs, die ich vor, während des und nach dem Studium hatte, waren zeitlich befristet – die Frage, wie es weitergehen soll, stand also immer im Raum.
Wie hast du die Ängste überwunden?
Gar nicht. Ich glaube, wenn man selbstständig/freiberuflich tätig ist, werden die Zweifel einen nie loslassen. Aber das ist vielleicht ganz gut, denn so bleibt man auf dem Boden der Tatsachen und strebt immer weiter danach, noch besser zu werden und noch mehr zu erreichen.
Gibt es Ängste, wenn du in die Zukunft blickst? Wenn ja, wie wirst du sie angehen?
Mich plagen die gleichen Ängste wie jeden anderen Menschen, würde ich mal behaupten. Auch hier gilt es, jeden Tag neu zu beginnen und möglichst nur nach vorne zu schauen. Wenn ich abends ins Bett gehe und ich weiß, dass ich mein Bestes gegeben habe, ist das alles, was ich tun kann. Mehr geht einfach nicht – und das ist in Ordnung.
Du veröffentlichst sowohl als Verlagsautorin als auch als Selfpublisherin. Warum? Welche der beiden Methode würdest du angehenden Schriftstellern empfehlen?
Meine vermutlich schlechteste Angewohnheit: Ich bin unglaublich ungeduldig. Das Buch war fertig, die Agentin gefunden und der Verlag interessiert, aber es hat sich in meinen Augen alles so unglaublich lange hingezogen. Dann habe ich bei Recherchen kdp entdeckt und war sofort Feuer und Flamme. Mein Mann war strikt dagegen und es folgten noch einige hitzige Diskussionen, bis ich mich durchgesetzt hatte.
Als die Zusage vom Verlag kam, konnte ich schon von den KDP-Einnahmen leben. Ich habe mich trotzdem dazu entschieden, das besagte Buch in einem Verlag zu veröffentlichen, weil ich mir eine größere Reichweite erhofft habe. Meine vorherigen Selfpublisher-Bemühungen waren aber in sofern schon von Erfolg gekrönt, als dass der Verlag gern mein Pseudonym genommen hat, da bereits eine kleine Fangemeinde vorhanden war.
Eine pauschale Antwort, wie man vorgehen »sollte« gibt es nicht, glaube ich. Vor allem muss das Gefühl stimmen – wenn man nicht alles selbst entscheiden möchte oder sich davon überwältigt fühlt, ist das Selfpublishing vielleicht nicht der richtige Weg. Das ist eine ganz individuelle Entscheidung. Würde ich es heute wieder so machen? Vermutlich. Aber ich kann nur meine Entwicklung beschreiben. Es steht mir nicht zu, zu behaupten, dass der eine Weg besser wäre als der andere, oder zu sagen, dass nur eine Methode zum Erfolg führt.
Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag bei dir aus?
Ich stehe relativ früh auf, gehe die erste Runde mit dem Hund und dann zum Sport. Da ich den Rest des Tages nun einmal auf meinem Hintern sitze, ist der Sport mir wichtig, um nicht von Rückenschmerzen oder ähnlichen Sachen geplagt zu werden. Außerdem kann ich dabei gut über die Arbeit nachdenken. Danach gehen der Mann und ich gemeinsam eine große, ausgedehnte Runde mit dem Hund, bevor wir uns an die Arbeit machen.
Irgendwann gegen Abend hören wir auf, je nach Dringlichkeit der Deadline mal früher, aber auch mal später. Wir gucken gern Serien und schauen zum Abschalten meist eine oder zwei Folgen unseres aktuellen Favoriten, gehen noch einmal mit dem Hund und kriechen ins Bett. Super unspektakulär.
Lebst du ausschließlich vom Verkauf deiner Bücher oder hast du weitere Einnahmequellen?
Ich lebe ausschließlich vom Verkauf der Bücher.
Welches sind deiner Meinung nach die wirksamsten Werbemaßnahmen?
Schwer zu sagen. Viele schwören auf lovelybooks, damit bin ich aber nie warm geworden. Ich bemühe mich, auf Facebook aktiv zu sein und die Leser mit kleinen Häppchen und Leseproben schon im Vorfeld zu »ködern«, ansonsten benutze ich Twitter und versuche noch immer, Google Plus so richtig zu verstehen.
Wie bist du so berühmt geworden?
Ehrlich gesagt empfinde ich mich nicht als berühmt. Lustigerweise bin ich aber schon einmal erkannt worden. Ich habe dann mit der Dame gemeinsam gerätselt, woher sie mich wohl kennt und war dann unglaublich verlegen, als wir darauf gekommen sind, dass ich „wie das Profilbild dieser einen Autorin“ aussehe.
Sobald ich vom Schreibtisch aufstehe, sehe ich mich nicht mehr als mein Alter Ego Natalie Rabengut und denke nicht daran, dass mich jemand erkennen könnte. Als ich dann 300 Kilometer von zuhause entfernt auf einer Tattoo Convention angesprochen wurde, habe ich die Verbindung zum Schreiben überhaupt nicht hergestellt. Glücklicherweise hat die Dame, die mich angesprochen hat, nicht aufgegeben und ist sogar zum Stand zurückgekommen, sonst wüsste ich bis heute nicht, woher sie mich kennt.
Was rätst du Schriftstellern, die vom Schreiben leben möchten?
Hartnäckig bleiben und sich nicht auf irgendwelchen Lorbeeren ausruhen.
Was möchtest du in Bezug auf das Schreiben in den kommenden 12 Monaten erreichen?
Momentan führen mein Agent und ich einige Verhandlungen mit Verlagen. Ich habe ja bereits erwähnt, dass ich ungeduldig bin, es wäre also schön, wenn diese Verhandlungen dann innerhalb der nächsten zwölf Monate Früchte tragen würden. Außerdem sind da natürlich noch meine eigenen Projekte, die ich ohne Verlag verwirklichen möchte. Die Liste ist endlos.