Newsletter-Marketing für Romanautoren: Anders als du denkst
Sobald du dich mit dem Thema Online-Marketing beschäftigst, stößt du immer wieder auf die Empfehlung, einen Newsletter ins Leben zu rufen. „Das Geld ist in der Liste“ heißt es beispielsweise und dir werden wunderbare Dinge erzählt, die alleine durch den Aufbau einer E-Mail-Liste erreicht wurden.
Was steckt dahinter?
Was ist überhaupt eine E-Mail-Liste und wie funktioniert Newsletter-Marketing?
Ein Newsletter ist eine E-Mail, die an alle Empfänger geht, die in einer so genannten „Liste“ eingetragen sind. Früher nannte man das „Rundschreiben“. Ursprünglich haben beispielsweise Vereine solche Rundschreiben herausgebracht, um ihre Mitglieder wie bei einer Mitgliedszeitung über aktuelle Geschehnisse zu informieren.
Empfänger eines Newsletters werden als Abonnenten oder Kontakte bezeichnet.
Wenn wir im Online-Marketing von einem Newsletter sprechen, dann sind damit E-Mails gemeint. Da es sehr anstrengend wäre und auch gegen den Datenschutz, E-Mail-Adressen eigenhändig in ein Adressbuch (eine Liste) einzutragen, wird für den Versand von Newslettern in der Regel eine Software oder ein Online-Anbieter benutzt.
Rechtliche Grundlagen
In Deutschland darf man nicht ungefragt Werbe-Mails verschicken, sondern braucht immer das Einverständnis des Empfängers, wenn man unaufgefordert E-Mails verschickt, die in irgendeiner Art einen kommerziellen Hintergrund haben.
In Deutschland muss das so genannte Double Opt-In-Verfahren eingehalten werden. Das bedeutet, dass der zukünftige E-Mail-Empfänger zunächst seine E-Mail-Adresse in ein Feld einträgt, dann eine E-Mail bekommt und in dieser E-Mail auf einen zusätzlichen Link klicken muss, der ihn letztlich in die gewünschte Liste einträgt.
Gut zu wissen: Gerichte haben entschieden, dass eine Einwilligung nach vier Jahren erloschen ist, falls in dieser Zeit kein Newsletter verschickt wurde.
Warum schwören alle Marketingexperten so auf Newsletter?
Die Vorteile von Newslettern sind schon beeindruckend:
Es ist eines der persönlichsten Marketingmittel
Social Media und Co. eignen sich schon gut, um Kontakt zu Lesern und Interessenten aufzubauen. Mit einem Newsletter schaffst du aber oft eine ganz besondere Nähe. Du kannst die E-Mail so individualisieren, dass der Empfänger direkt mit seinem Vornamen angesprochen wird.
Beim Lesen hat man das Gefühl (wenn der Absender sich denn ein bisschen Mühe gegeben hat und den Empfänger nicht einfach mit Werbung zumüllt), dass der Absender die Mail nur für den Leser geschrieben hat. So als würde mein Lieblingsautor mir ganz persönlich etwas Wichtiges oder Unterhaltsames mitteilen.
Der Aufwand ist nach der Einarbeitung relativ gering
Wusstest du, dass von Marketingprofis empfohlen wird, 5-10 Tweets pro Tag auf Twitter zu verschicken? Das liegt an der kurzen Halbwertszeit: Ein Tweet wird nach 20 Minuten kaum noch wahrgenommen.
Bei Instagram hat man die höchste Interaktionsrate, wenn man 2 oder sogar 3 Bilder pro Tag hochlädt (was natürlich kein Sterblicher langfristig durchhält 😉 ). Facebook ist am effektivsten bei einem Beitrag pro Tag.
Ein Newsletter ist da etwas „pflegeleichter“. Ebenso wie bei einem Blog reicht es auch hier, wenn man einmal in der Woche oder sogar nur einmal im Monat etwas Neues kommt (wobei sich hier die Experten streiten, aber meiner Erfahrung nach ist es völlig ausreichend, sich in dieser Häufigkeit zu melden).
Hohe Kaufwahrscheinlichkeit der Abonnenten
Statistisch gesehen klicken viele der Abonnenten auf die Links, die du in den Newsletter integrierst. Alleine schon, weil die Nähe zwischen Sender und Empfänger sehr groß ist und weil du mit deiner E-Mail direkt im Posteingang landest (und dein Leser nicht erst Facebook und Co. aufrufen muss, wo per Algorithmus dann eventuell dein Beitrag angezeigt wird), ist es sehr wahrscheinlich, dass dein Newsletter-Abonnent auch dein neues Buch kaufen wird, wenn du sagst, dass es nun erhältlich ist.
Daher kommt übrigens der Spruch „Das Geld ist in der Liste“: Man geht davon aus, dass Newsletter-Abonnenten am einfachsten zu überzeugen sind, etwas vom Sender zu kaufen.
Lohnt sich Newsletter-Marketing für Autoren?
Die kurze Antwort lautet: Für Sachbuchautoren auf jeden Fall, bei Romanautoren kommt es sehr darauf an.
Der riesige Unterschied: Sachbuchautoren können ihren Lesern etwas beibringen und/oder in ihrem Fachbereich Probleme lösen.
Es wird im „normalen“ Newslettermarketing normalerweise so vorgegangen, dass du dir als Unternehmer überlegst, was du deinem Kunden zu bieten hast. Welches Problem löst du für ihn? Wobei hilfst du ihm? Was kannst du ihm beibringen, was er noch nicht weiß?
Auf dieser Grundlage wird dein Newsletter erstellt: Du schickst dem Empfänger regelmäßig Tipps und Tricks zu den brennenden Fragen, die er hat. Dadurch, dass du ihm kontinuierlich hilfst, sein Problem zu lösen, wächst das Vertrauen in dich und die Hemmschwelle, ein Produkt bei dir zu kaufen, sinkt.
So die Theorie.
Bei Romanautoren ist das schwieriger. Sie liefern normalerweise „lediglich“ Unterhaltung und Informationen zu sich und ihren Büchern. Aber wenn wir die Theorie nehmen und sie auf uns Romanautoren anwenden, eröffnen sich dennoch Möglichkeiten.
[Tweet „Ein Newsletter kann sich für Romanautoren lohnen, wenn sie ihn kreativ einsetzen.“]
Zugegeben: Es ist für Romanautoren nicht ganz einfach, gutes Newsletter-Marketing zu betreiben. Versuchen wir dennoch, hier mal eine Strategie zu entwickeln.
Falls möglich, finde ein Thema
Es ist wirklich knifflig, ein Thema für seinen Newsletter zu finden, aber es ist möglich. Dieser Schritt ist kein Muss, aber er ist effektiv und wird dich von anderen abheben. Was ist mit Thema gemeint?
Ganz einfach:
Worum soll es in deinen Newslettern gehen?
Vielleicht findest du beim Brainstormen heraus, dass du eigentlich deswegen Romane schreibst, weil du eine bestimmte Botschaft in die Welt schicken möchtest (wie du dein Warum findest, habe ich hier beschrieben).
Sagen wir, du schreibst Krimis und deine Botschaft als Autorin ist: „Wann immer du hinfällst, steh wieder auf.“
Dieses Thema kannst du auf die unten vorgeschlagenen Themenfelder anwenden.
Weitere Ideen für Themen (am besten mal als These aufschreiben):
- Das Leben als Vollzeitautor ist viel weniger glamourös als du denkst
- Ich will vom Schreiben leben, begleite mich auf der Reise
- Bücher sind Herzensöffner
- Liebe ist immer die stärkste Kraft der Welt
- Angst vor dem Unbekannten ist die größte denkbare Angst
- Das chaotische Leben einer vierfachen Mutter, die darüber Bücher schreibt
- Es ist wichtig, seine Träume zu erreichen
- etc.
Was soll ich schreiben?
Wir wollen unsere Leser unterhalten und ihnen unseren Schreibstil demonstrieren. Außerdem können wir ihnen, wenn wir uns für ein Thema entscheiden, auch etwas beibringen und sie zum Nachdenken anregen.
Die Theorie: Wenn dein Leser ein paar Monate lang einen Einblick in deine Schreibe und auch dein Autorenleben bekommt, baut er ein Vertrauensverhältnis zu dir auf und kauft dein neues Buch.
Ich schlage vor, dass du deinen Newsletter in verschiedenen Kategorien aufteilst, die du jedes Mal beibehältst. Ein Vorschlag:
Exklusive Geschichten
Ich stelle mir vor, dass es sehr unterhaltsam sein kann, wenn sich ein Autor die Mühe macht, einmal im Monat seine Leser mit einer kleinen Geschichte zu verwöhnen.
Eine solche Geschichte kann innerhalb von 300 Worten erzählt werden und sollte zu deinem Thema passen. Wie ich das in meinem Autoren-Newsletter umsetze, kannst du hier sehen.
Angenommen, du schreibst romantische Komödien über Mütter (so etwas wie die „Müttermafia“). In einem Newsletter könntest du dann eine kurze, knackige Szene einer Mutter in ihrem chaotischen Alltag schreiben – ein Wocheneinkauf, ein Schuhkauf, die Begegnung mit einem Ex, wie es ist, wenn alle vier Kinder plötzlich krank sind, der Besuch beim Arzt, Urlaub mit vier Kindern, … sammle am besten in der Vorbereitung ein paar Ideen zu Geschichtchen, die zu deinem Thema und deinen Büchern passen.
Informationen zu deinem aktuellen Buch
Natürlich möchte dein Leser wissen, was du gerade schreibst und wie es damit läuft, wann das Buch herauskommt und so weiter. Tipp: Teile mit deinen Lesern Informationen, die du nicht in den sozialen Netzwerken teilst! Das stärkt eure Nähe zueinander.
Buchempfehlungen
Schonmal „Sharing is caring“ gehört? Es ist toll, Bücher weiterzuempfehlen, die dir gefallen haben und ich bin mir sicher, dass deine Leser sich sehr darüber freuen. Außerdem ist es für dich eine Motivation, wenigstens ein Buch im Monat zu lesen 😉
Ich mache das jedenfalls sehr gerne und glaube auch, dass das bei meinen Lesern gut ankommt. Wer bekommt nicht gerne einen Buchtipp?
Zum Schluss Informationen zu dir und deine Verlinkungen in den sozialen Netzwerken
Es ist immer hilfreich, wenn am Ende einer Mail nochmal kurz das Wichtigste zusammengefasst wird: Was du schreibst, wo man deine Romane findet und wo du im Netz unterwegs bist. Ein bisschen Marketing darf sein 😉
Anreize setzen: Die so genannten „Freebies“
Hast du dich schon mal gefragt, warum so viele Blogs kostenlose Dinge anbieten, und man im Gegenzug nur seine E-Mail-Adresse eingeben soll? Auch hier auf „Vom Schreiben leben“ biete ich dir ein paar kostenlose Dinge an wie die Marketingübersicht, den Facebook-Jahresplan, die Checkliste zum Überarbeiten und so weiter.
Warum tut man das?
Weil es einen Anreiz darstellt, die E-Mail-Adresse anzugeben. Du gibst mir deine E-Mail-Adresse und kommst in meinen Newsletter, dafür schenke ich dir etwas, das du magst. Jeder gewinnt. Und wenn dich mein Newsletter nicht überzeugt, gehst du einfach wieder – das Geschenk darfst du natürlich in jedem Fall behalten.
Auch als Romanautor/in kannst du dir das zu Nutze machen, indem du beispielsweise eine kostenlose Kurzgeschichte anbietest, oder auch ein ganzes E-Book (das bei dir sowieso in der Schublade liegt und aus bestimmten Gründen nie veröffentlicht wird). Ob es ein Prequel zu deinem Roman ist oder eine eigenständige Geschichte, bleibt dir überlassen.
Frage dich am besten selbst: Worüber würdest du dich als Leser freuen, wenn du dich in den Newsletter deiner Lieblingsautorin einträgst?
Probiere es aus, wenn das nach Spaß klingt
Vor einem Newsletter haben viele Autoren ein bisschen Angst, weil es nach viel Arbeit und Technik klingt. Für den Anfang reicht es aus, wenn du dich an kostenlose, einfache Anbieter hältst, bei denen die Handhabung ganz einfach ist.
Ich habe damals mit MailPoet begonnen. Läuft bei mir leider aus irgendwelchen Gründen nicht mehr wirklich fehlerfrei, aber bei den meisten funktioniert es gut.
Dann gibt es noch SendInBlue, Newsletter2Go oder MailChimp (allerdings mit englischer Oberfläche). Vielleicht hast du ja auch selbst einen Tipp für uns? Dann bitte gerne in die Kommentare damit!
Und wie gewinne ich interessierte Leser?
Ach ja, diese Frage haben wir noch gar nicht besprochen. Wie kannst du eigentlich auf deinen Newsletter aufmerksam machen?
Ein Teil der Antwort ist übrigens in meinem Marketingkurs enthalten – ein bisschen Werbung am Rande darf man ja einstreuen, oder? – aber wenn du dich einmal hinsetzt und nachdenkst, kommst du auch selbst auf viele mögliche Ideen:
- Weise auf deiner Webseite deutlich darauf hin, sowohl auf der Startseite als auch in der Sidebar
- Verlinke auf deinen Newsletter in deiner E-Mail-Signatur
- Verlinke zu deinem Newsletter auf deiner Visitenkarte
- Mache Werbung für deinen Newsletter im Titelbild deiner Facebookseite (oder deine Profils)
- Poste den Link zum Newsletter regelmäßig in den sozialen Medien
- Bitte deine Newsletterempfänger, den Newsletter weiterzuempfehlen
- Stelle dein Freebie als Leseprobe bei Wattpad und anderen Plattformen ein
- Natürlich kannst du auch bezahlte Werbung schalten
- Erwähne deinen Newsletter am Ende deiner Romane
Wie bei so vielen anderen Marketingdingen gilt auch hier: Der stete Tropfen höhlt den Stein. Ein Newsletter wächst, wie eine Facebookseite, zunächst sehr langsam und man hat das Gefühl, nur für eine oder zwei Person einen großen Aufwand zu betreiben. Mit der Zeit werden aber Leute dazukommen. Halte durch! Um über viele Monate immer einen guten Inhalt bieten zu können, ist es wichtig, dass du dich auf 1-2 Marketinginstrumente fokussierst, die du langfristig umsetzen kannst.
Wie ist deine Erfahrung mit Newslettern? Hast du es mal ausprobiert? Was hält dich momentan ab? Schreib es gerne in die Kommentare!
Sabrina
Danke für den tollen Artikel.
Ich habe seit einigen Jahren einen Newsletter, den ich alle zwei Monate verschicke. Für einen kürzeren Intervall fehlt mir einfach die Zeit.
Ich teile meine Fortschritte beim Schreiben und verschenke immer mal wieder kurze Geschichten. Es ist schön, wenn Abonnenten auf meine Mail antworten und so ein kleines Gespräch entsteht.
Pingback: Wie du als Autor deine eigene Website erstellen solltest Vom Schreiben leben
Paula Grimm
Herzlichen Dank für diesen artikel, der für mich genau zur rechten Zeit gekommen ist, da ich gerade meinen Newsletter starte! Viel Erfolg mit dem Schreiben und dem Blog!
Liebe Grüße
Paula Grimm
Stephanie
Das war jetzt echt viel wertvoller Input und mich juckt es in den Fingern, einen Newsletter zu starten. Aber mein Blog ist noch zu klein und ich muss erstmal sehen, dass ich überhaupt Traffic bekomme 😉 Dann werde ich mit Sicherheit aber auch einen Newsletter basteln, da hätte ich auch schon viele Ideen. Aber Schritt für Schritt, leider hat der Tag nur 24 Stunden.
Suntje
Ich bekomme gerne verlinkte, persönliche Newsletter, die Infos enthalten. Die von Annika sind cool. Danke
Suntje
Julia
Ich hab meinen Newsletter erst seit kurzem und auch erst einen einzigen rausgeschickt, aber ich mag es wie schön man am Design des Newsletters rumbasteln kann und auch, dass er eben nicht so untergeht wie ein Post auf Facebook. Es wirkt meiner Meinung nach einfach noch etwas professioneller und wer sich in eine Liste einträgt, ist ja auch in der Regel wirklich am Inhalt interessiert. Zumindest trage ich mich nur in sehr ausgewählte Listen ein 🙂
Liebe Grüße
Julia