Vom Schreiben leben
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Prioritäten setzen

Schnell noch diese E-Mail beantworten und ein Angebot anfordern. Den Anruf annehmen, WhatsApp checken und nebenbei Kaffee trinken. Nach Feierabend von A nach B hetzen, vielleicht Familientaxi spielen, im Kopf bereits an seinen kreativen Projekten arbeiten, für die man ohnehin nie genug Zeit hat. Essen kaufen, Essen kochen, Essen essen. Haushalt. Völlig erschöpft am Abend auf die Couch legen, mit den Gedanken bereits am nächsten Tag und seinen tausend neuen Aufgaben.

Hetzt du noch oder lebst du schon?

Wenn man vom Familientaxi absieht, finde ich im obigen Text mein altes Ich von vor ein paar Jahren. Ich bin morgens früh aufgestanden, um zu schreiben, habe dann eine mehr als einstündige Autofahrt zur Arbeit hinter mich gebracht, die ich entweder genutzt habe, um Hörbücher zu hören oder um gedanklich an meinen Büchern zu feilen, dann habe ich acht bis zehn Stunden lang im Büro gearbeitet. Nachdem ich schon seit zwölf oder dreizehn Stunden auf den Beinen war, bin ich eine Stunde lang wieder nach Hause gefahren, habe gegessen, möglicherweise noch eingekauft, ein bisschen Haushalt gemacht und war unendlich froh, wenn ich dann noch eine oder zwei Stunden hatte, um mich um das zu kümmern, was mir wirklich wichtig war:

Vom Schreiben leben zu können.

Ich glaube, es war genau dieser Unterschied in meinen Tätigkeiten, der mich immer mehr dazu gedrängt hat, mich selbstständig zu machen: Meine Büroarbeit war mir persönlich nicht wichtig. Ich „brauchte“ sie, damit ich keine Geldsorgen habe. Wichtig war mir das Schreiben (und ist es heute natürlich noch immer). Ich stellte immer konkreter fest, dass das Leben, wie ich es führte, nicht dem Leben entsprach, das ich mir wünschte.

Was treibt dich an? Was ist dir wichtig?

Ich habe mal in einem Buch, an dessen Titel ich mich leider nicht mehr erinnere, gelesen, dass ein innerer Konflikt entsteht, wenn man nicht „im Einklang mit der Wahrhaftigkeit“ lebt. Heute ist das eher unter dem Stichwort „Authentizität“ bekannt, meint aber das Gleiche: Wenn du belastbar, produktiv und gleichzeitig zufrieden und glücklich sein willst, dann lebe im Einklang mit deiner Wahrhaftigkeit. Das geht, in dem du dir zunächst darüber bewusst wirst, was dir in deinem Leben überhaupt wichtig ist.

Journaling-Impuls:
Was ist mir in meinem Leben wichtig?

Freies Schreiben, 30 min

Zu den wichtigen „Dingen“ in deinem Leben zählen möglicherweise bestimmte Menschen, aber auch Werte wie Gleichwertigkeit oder Freiheit. Falls du dir sagst, dass dir Geld wichtig ist, überlege dir, was du mit Geld kaufen oder ermöglichen möchtest, denn Geld an sich ist nur ein Werkzeug, das dich von A nach B bringen kann.

Passen deine Aufgaben zu deinen Werten?

Wenn du weißt, was dir im Leben wichtig ist, folgt als Nächstes die Überprüfung mit dem IST-Stand: Passen die Aufgaben, die du aktuell erledigen willst und die dir deine Zeit zu rauben scheinen, zu deinen Werten? Lass es uns an einem Beispiel ansehen:

Sabine arbeitet als Sekretärin 4 Stunden am Tag und ist anschließend für ihre drei Kinder da. Abends schreibt sie an ihrem Kinderroman-Debüt. Nach dieser Übung stellt sie fest, dass ihr folgende Dinge im Leben wichtig sind: Gleichberechtigung, Selbstbestimmung, Beziehung zu ihrer Familie (besonders zu den Kindern) und Abenteuer. Sie merkt aber auch, dass diese Dinge in ihrem Leben aktuell nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie ihnen gerne widmen würde.

Aufgaben nach Werte-Priorität

Nun ist es so, dass wir in der Regel nicht unser ganzes Leben umschmeißen können, um von morgen an unser Traumleben zu führen. Im Gegenteil: Die meisten Veränderungen benötigen eine (jahre)lange Vorbereitung. Umso wichtiger ist es, dass du kontinuierlich daran arbeitest, dein Leben mit deinen Werten überein zu bringen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das eine tiefe Zufriedenheit in dein Sein bringt.

Wenn das klassische Eisenhower-Prinzip nicht greift, weil du viele Aufgaben die gleiche Wichtig- oder Dringlichkeit haben, dann schreibe zunächst alle Aufgaben, die aktuell anstehen, auf einen Zettel. Wähle aus diesen Aufgaben 1-3 aus, die du heute erledigen kannst und die du unbedingt heute machen willst. Lege fest, wann du sie machst (am besten in deiner Fokuszeit).

Bei den übrigen Aufgaben, bewerte:

  • Was bringt mir Spaß/Energie? (Dies ist oft ein Hinweis auf deine wichtigsten Werte)
  • Was will ich machen, auch wenn es nicht so viel Spaß macht?
  • Was könnte ich machen, ist aber nicht so schlimm, wenn es nicht klappt?
  • Was muss ich zu einem bestimmten Termin gemacht haben? (zB Manuskriptabgabe, Steuererklärung, …)
  • Wo sind die Konsequenzen am schlimmsten, wenn ich es nicht mache? (zB Rechnungen nicht zu bezahlen)
  • Welche Aufgaben sind die lohnendsten / sinnstiftendsten? Anders gefragt: Was wäre „richtig“, es zu tun?

Überdenke die Einteilung nicht. Wenn du dich bereits mit Zeitmanagement auseinandergesetzt hast, dann hast du vielleicht auch schon Ziele formuliert, die du erreichen willst. Wenn diese Ziele aus einer Leidenschaft von dir heraus entstanden sind, haben sie automatisch Priorität, denn ihre Erreichung führt dazu, dass du mit deinen wichtigsten Werten im Einklang lebst.

Orientiere dich daran. Arbeite fokussiert an den Aufgaben, die dich deinen Zielen näher bringen. Minimiere alle störenden Aufgaben, die dich davon abhalten, in deiner Wahrhaftigkeit zu leben. Du brauchst sicherlich einen langem Atem, da sich das nicht alles sofort umstellen lässt, aber ein lohnendes Ziel wird dich motiviert, durchzuhalten.

Achtung: Solltest du das Gefühl haben, zu ersticken, die Lebenslust zu verlieren, antriebslos zu sein oder über die Maße gefordert zu werden, suche dir rechtzeitig professionelle Hilfe, um ein Burnout bzw. eine Depression oder andere Konsequenzen zu verhindern. Wenn du magst, buche hier einen 1:1-Termin mit mir, um über dein Zeitmanagement zu sprechen und eine Lösung für dich zu finden (keine psychotherapeutische Beratung).

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