Rezension zu „Aussicht auf Sternschnuppen“ von Katrin Koppold
Ihr habt neulich bereits eine Rezension zu „Versehntlich verliebt“ von mir lesen können. Die Autorin des Buches, Adriana Popescu, hat mir Katrin Koppolds Erstlingswerk „Aussicht auf Sternschnuppen“ vorgeschlagen, als ich nach einem neuen e-book suchte – und ich habe diesen Rat beherzigt. Hier nun also meine Rezension zu „Aussicht auf Sternschnuppen“:
Worum geht es in dem Buch? (Achtung, ab hier wird gespoiled!)
Helga Baum ist Mitte 30 und führt das geregelte Leben eines Durchschnittsmenschen: Sie ist so ziemlich das einzige Kind ihrer Mutter, um das man sich keine Sorgen machen braucht, hat seit etwa drei Jahren einen festen Freund, hat einen Job und lebt ihr Leben. Allerdings liest sie irgendwann mehr oder weniger durch Zufall eine italienische SMS auf dem Handy ihres Freundes, in der eine gewisse Angela ihn schon vermisse und sich auf ihn freue – ganz klar, dass hier alle Alarmglocken schrillen. Sie verfolgt ihren Freund bis zum Flughafen, wo er angeblich zu einer Geschäftsreise aufbrechen will, aber durch den Ausbruch des Vulkans (vermutlich Eyjafjallajökull, als er 2010 ausbrach) und die daraus resultierende Aschewolke wird der Flug gestrichen. Stattdessen sieht sie ihn mit einer jungen Dame in ein Auto verschwinden.
Die eigentlich standhafte, auf den ersten Blick fast etwas langweilig wirkende Helga fasst einen Entschluss: Sie will ihrem Freund auf Gedeih und Verderb hinterherfahren und ihn stellen, überführen, ihn in flagranti erwischen. Leider fliegen ja keine Flugzeuge, also will sie mit einem Mietwagen nach Italien fahren, doch leider muss sie sich den mit einem anderen teilen: Nils Schöneberger, seines Zeichens Schauspieler und Sohn von Schauspiel-Eltern. Anscheinend ist er ein recht bekannter B-Promi, aber Helga kennt ihn nicht, da sie schon seit zwei Jahren keinen Fernseher mehr hat.
Die beiden sind sich von Anfang an sehr unsympathisch, kabbeln sich, keifen, motzen und es sieht nicht danach aus, dass diese Fahrt irgendwie positiv enden könnte. Doch es kommt natürlich, wie es kommen muss: Nils weckt in Helga irgendetwas, das sie in ihrer (eingeschlafenen) Beziehung vermisst, er riecht nach Abenteuer, Glamour und Spannung…
Was mir gefallen hat
Die Geschichte war sehr kurzweilig und hatte unerwartete Szenen, die ich wirklich toll fand aber hier nicht verraten will. Ich hatte oft das Gefühl, ganz nah an den Protagonisten zu sein, richtiggehend neben ihnen zu sitzen. Die Landschaften sind wunderbar beschrieben und man merkt, dass die Autorin die Orte alle besucht hat, bevor sie die Szenen geschrieben hat. Ich mag auch die Geschichte selbst, ich musste selbst 2010 auf meinen Flieger zurück nach England verzichten, weil wegen dieser Aschewolke nichts mehr ging und war drauf und dran, mit der Fähre überzusetzen, hab mich dann aber doch entschieden, zu warten, bis wieder Flieger gehen. Die Geschichte finde ich also realistisch dargestellt, ich habe sie sehr gerne gelesen, mich gut unterhalten gefühlt, das eine oder andere Mal gelacht und tatsächlich am Ende Gänsehaut bekommen, und das geht mir nicht bei vielen Büchern so. Je länger ich gelesen habe, desto mehr habe ich mitgefiebert und gehofft, dass die Geschichte so ausgeht, wie ich es mir wünsche. Besonders Helgas Entwicklung hat mir gut gefallen, weil sie gelernt hat, das Leben mehr zu genießen und vor allem sich selbst zu finden.
Ich denke außerdem, dass man aus dem Buch viel für das persönliche Leben mitnehmen kann: finde dich selbst und verbieg dich nicht für andere, tu das, was du möchtest und halte inne, um zu überlegen, wohin du deinen Weg gehen willst.
Was mir nicht so gut gefallen hat
Ich hatte anfangs Probleme mit dem Namen, muss ich zugeben, auch wenn man sich im Laufe der Geschichte daran gewöhnt. Der Name hat mir die Figur schwerer vorstellbar gemacht, weil ich in Gedanken meistens eine mollige Frau in den Vierzigern im Kopf hatte, obwohl Helga schlank und Mitte Dreißig ist. Mir fehlte ein wenig die Leichtigkeit, mit Helga war es häufig alles etwas schwer und schleppend, was sich aber mit den verschiedenen Begebenheiten in Italien langsam ändert, wo Helga endlich lockerer wird.
Was ich nicht nachvollziehen kann ist, warum Helga ihre potentielle Schwiegerfamilie nach drei Jahren noch nicht kennengelernt hat. Es wird im Buch extra betont, wie sehr seine Familie sich freut, Helga kennenzulernen und sie sogleich in die Familie integriert – ich schließe daraus, dass sie schon nach Helga gefragt haben müssen, wenn sie von der Beziehung wissen. Warum haben die beiden in drei Jahren nie über Kinder gesprochen, obwohl es Helgas sehnlichster Wunsch ist, Mutter zu werden? Das konnte ich nicht nachvollziehen.
Außerdem gibt es auch hier noch kleinere Grammatikfehler, die man ausmerzen könnte, aber den Lesefluss nicht stören.
Fazit
Trotz allem empfehle ich dieses Buch allen Liebhabern kurzweiliger Frauenliteratur! Dieses Buch ist wirklich lesenswert und ich werde „Zeit für Eisblumen“, das nächste Projekt, auf jeden Fall lesen, weil ich es schön geschrieben finde und mich jetzt schon auf die Landschaftsbeschreibungen freue. Für den Preis von ich glaube 2,99 EUR kann man ohnehin nichts falsch machen und ich unterstütze Katrin Koppold auf jeden Fall dabei, bekannter zu werden und hoffe, ihr werdet ihr Buch lesen!
3,5 von 5 Sternen.