So legst du deine einzigartige Schreibstimme frei und konturierst!
Was ist deine einzigartige Fähigkeit als Autorin oder Autor? Machen wir es kurz: Deine Stimme. Millionen Menschen schreiben Bücher. Niemand tut es so wie du. Deine (Schreib-)Stimme ist nicht nur dein bestes Marketingwerkzeug, sondern letztlich ein Verkaufsargument, mit dem du dich gegen andere Autor*innen durchsetzt. Immer wieder stelle ich fest, dass – neben handwerklichen Fähigkeiten – die wiedererkennbare Stimme der Autorinnen und Autoren erfolgsentscheidend ist.
Hier ein paar Ideen, wie du deine einzigartige Schreibstimme freilegst und konturierst:
Nimm wahr, was dich persönlich anspricht, beeindruck oder inspiriert. Vielleicht bist du begeistert von bestimmter Lyrik oder liebst Romane mit großer Detailtiefe, vielen Bildern und zahlreichen Metaphern. Oder, im Gegenteil, du liebst es schnörkellos und prägnant. Finde Romane, die so geschrieben sind, wie du es liebst (auch über dein Genregrenzen hinweg)
Schreibe aus dem Bauch heraus und ohne innere Kritik. Je mehr du dich mit „Schreibregeln“ beschäftigst, desto verkopfter kannst du dabei werden, bis du schließlich gar nicht mehr so schreibst, wie du eigentlich schreiben wollen würdest. Pfeif auf die ganzen Regeln, an die man sich halten „soll“ und schreibe deinen ersten Entwurf so, wie du die Geschichte erzählen willst. Selbstverständlich darfst du dein Gerüst dabei nach den Regeln aufbauen, die du beherzigen willst. Ich persönlich fahre am besten, indem ich alle Regeln kenne und mir für jedes Projekt überlege, an welche ich mich halten will – an die halte ich mich dann aber auch. Manche Regeln breche ich wissentlich, weil die Geschichte meiner Meinung nach damit besser wird. Folge deiner Intuition und überarbeite dann in Zusammenarbeit mit einem anderen Profi, um deiner Betriebsblindheit auf die Schliche zu kommen.
Entdecke deinen Stil. Du hast ja schon herausgefunden, was du an anderen Büchern magst, aber wie steht es um deine eigenen? Lies alte Texte von dir und finde heraus, was „irgendwie typisch“ für dich ist. Manchmal kann hier auch der Blick von einem anderen Profi helfen, aber meiner Erfahrung nach hast du bereits ein ganz gutes Gefühl dafür, was typisch für dich ist. Werde dir über diese vermeintliche Selbstverständlichkeit bewusst und setze sie achtsam und
vorsätzlich ein.
Ein Beispiel zur Veranschaulichung:
Vielleicht liebst du Metaphern. Nicht immer fallen sie dir spontan ein, aber du hast Spaß daran, was sie aus deinem Text machen, sobald du passende gefunden hast.
Bei der Überarbeitung deines Entwurfs triffst du auf folgende Stelle:
Lena schlug das Heft auf und las die erste Aufgabe. Ihr wurde übel. Sie hatte keine Ahnung, was sie machen sollte. Unsicher blickte sie in der Klasse umher. Alle anderen schienen die Antworten zu kennen, denn sie hatten ihre Stifte bereits gezückt und schrieben.
Du erkennst, dass du keine Metaphern oder Bilder verwendet hast. Da das aber ein Teil deiner Schreibstimme ist, fügst du sie in der Überarbeitung ein:
Lena schlug das Heft auf und las die erste Aufgabe. Sie verstand kein Wort. Eine klitzekleine Erinnerung regte sich in ihr, aber als sie sie zu greifen versuchte, löste sie sich auf wie Nebel an einem Sommermorgen. Die Melodie von Jeopardy fiel ihr ein und sie summte sie gedanklich bis zum letzten Ton. Mit wachsender Panik sah sie sich um. Kugelschreiberminen flitzten über die Blätter. Als Einzige hatte sie noch kein Wort geschrieben. Eine eiskalte Schlinge zog sich immer
fester um ihren Magen.
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