Wie du offline netzwerken kannst
Facebook, Instagram, YouTube, ständige Erreichbarkeit, jeden Tag ein Posting – Social Media ist nichts für jeden. Im heutigen Gastartikel erzählt dir Ruby Summer, wie du offline, ganz lokal in deiner Stadt, ein Netzwerk aus Lesern und Interessierten aufbauen kannst, um so deine Reichweite und Bekanntheit zu erhöhen.
von Ruby Summer
Was heißt „lokales Netzwerk“?
In der Informatik ist ein lokales Netzwerk als ein einfacher Netzwerktyp mit einer geringen Reichweite definiert. Es verknüpft die einzelnen Computer eines Unternehmens miteinander und ist somit unerlässlich für die interne Kommunikation und Information. Ähnlich wie in der Informatik kann Dein lokales Netzwerk für Dich als AutorIn eine große Wirkung entfalten.
In diesem Artikel erläutere ich die Vorteile eines solchen Netzwerks bei der Vermarktung Deiner Werke und verdeutliche anhand von Beispielen, welche Möglichkeiten sich bieten und worauf zu achten ist.
Für mich ist die Thematik von Bedeutung, weil ich selbst erst zeitgleich mit meinem Debüt* als Schriftstellerin begonnen habe, Social Media als Marketinginstrument zu nutzen. Ich musste also ganz von vorn anfangen.
Offline konnte ich im Gegensatz dazu bereits auf eine vorhandene Infrastruktur zurückgreifen. Darüber hinaus motiviert es mich, auch im (realen) Alltag als Autorin wahrgenommen und angesprochen zu werden.
Ziel deines lokalen Netzwerks
Ziel Deines Netzwerks sollte sein, eine feste Größe der lokalen – gerne auch der regionalen – Kultur zu werden und Dich als SchriftstellerIn bekannt zu machen. Der Fokus liegt hier nicht auf dem Schreiben über eine Region, wie es z.B. bei Regionalkrimis der Fall ist. Du sollst in deiner Region bekannter werden.
Welche Voraussetzungen solltest du erfüllen?
Voraussetzung für die Schaffung und den Nutzen eines lokalen Netzwerkes ist die Bereitschaft, offen als AutorIn auf andere Menschen zuzugehen. Gepaart mit einem Produkt, das professionellen Anforderungen genügt (Cover, Lektorat, Satz), kannst Du direkt loslegen.
Ein Hinweis: Für AutorInnen, die unter geschlossenem Pseudonym schreiben, sind die aufgeführten Maßnahmen nicht geeignet.
Selbst wenn du Deinen realen Namen nicht preisgibt, triffst Du auf Menschen, die Dein Gesicht kennen und dann eins und eins zusammen zählen. Die Anonymität ist nicht gewährleistet.
Professionelle Kontakte knüpfen
Überlege Dir zunächst, welche professionellen Ansprechpartner Du hast.
Als AutorIn kommen für Dich lokale Zeitungen und Radiosender, Stadtblätter, Buchhandlungen, Büchereien, Volkshochschulen und kulturelle Veranstaltungszentren (und was Dir sonst noch einfällt!) in Frage.
Darüber hinaus Einrichtungen, die sich auf ein spezielles Thema Deines Buches beziehen. Geht es z. B. um einen Helden, der Fan von Borussia Dortmund ist, kannst Du vielleicht entsprechende Fanshops als Kooperationspartner gewinnen.
Du kannst dann nach und nach Kontakte zu den Einrichtungen auf deiner Liste aufnehmen. Um Deine Anfrage zu personalisieren, solltest Du versuchen, die zuständigen MitarbeiterInnen vorab zu ermitteln. Klappt das nicht, ist es auch kein Hinderungsgrund. Du kannst um Weiterleitung Deiner Anfrage bitten und Dir den entsprechenden Namen dann für Deine nächste Anfrage (Deinen nächsten Roman) notieren.
Ansprache der potenziellen Kooperationspartner
An die lokalen Medien wendest Du Dich am besten mit einer Pressemitteilung. Im Anhang sollte sich Dein Cover, ein ansprechendes Autorenporträt und ggf. eine Leseprobe befinden.
Als Nächstes nimmst Du Dir telefonisch die Büchereien und Volkshochschulen in der Umgebung vor. Ich wohne beispielsweise in einer kleinen Stadt mit vielen anderen kleinen Städten drum herum und habe mich momentan auf meine und drei umliegende Orte beschränkt.
Wie Du am Besten vorgehst, hängt von Deinem Wohnort ab. Ich würde den Radius am Anfang eher klein halten und dann langsam ausbauen, damit Du den Überblick nicht verlierst.
Gerade zu Beginn sind Termine mit der Presse und Lesungen erfahrungsgemäß ungewohnt und sehr aufregend. Büchereien und Volkshochschulen sind öffentliche Einrichtungen und haben unter anderem den Auftrag, (lokale/regionale) Kultur zu fördern. Darum sind sie im besten Fall daran interessiert, Dich zu unterstützen, etwa indem sie Dir den Rahmen bieten, eine Lesung abzuhalten.
Bei Büchereien habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie die Struktur zur Verfügung stellen (Plakat- und Flyerwerbung, Pressemitteilungen, Buch an exponierter Stelle innerhalb der Bücherei auslegen, für Snacks und Getränke sorgen), aber kein Honorar für die Lesung zahlen.
Es gibt aber die Möglichkeit, in der Pause oder im Anschluss Bücher zu verkaufen und die Veranstaltung selbst ist kostenlos, was u. U. mehr Interessenten anlockt.
Die Volkshochschulen bei uns im Kreis zahlen ein Vortragshonorar, nehmen dafür aber auch Eintritt für die Lesung (das Honorar liegt hier bei 80 Euro, der Eintrittspreis für die Lesung bei 6 Euro). Bücherverkauf ist ebenfalls möglich.
Mein Tipp:
Da zu diesen Lesungen in der Regel keine Pressevertreter kommen, kannst Du im Anschluss ganz leicht selbst eine Pressemitteilung erstellen. Einfach einen kurzen Text zum Thema „Erfolgreiche Lesung von x in y. AutorIn stellt Debütroman vor interessiertem Publikum vor” mit einem ansprechenden Foto versehen und einsenden. Lokalredaktionen haben immer Lücken und sind auf derartige Mitarbeit angewiesen.
Mit dem einen oder anderen Bericht über Dich und vielleicht schon einem Termin für eine Lesung im Gepäck kannst Du Dich nun den Gewerbetreibenden zuwenden. Hier empfiehlt es sich, mit dem Buch unter dem Arm die jeweiligen Buchhandlungen aufzusuchen (deshalb ist ein professionell gemachtes Buch sehr wichtig!).
Meiner Erfahrung nach entscheiden Buchhändler intuitiv, ob ihnen die Aufmachung eines Buches gefällt und sie der Meinung sind, dieses in ihr Angebot aufnehmen und verkaufen zu können.
Du solltest Dir vorher überlegen, zu welchem Preis Du ihnen Dein Werk anbieten möchtest (der Endpreis muss wegen des Buchpreisbindungsgesetzes natürlich der Gleiche sein wie auch bei deinen online verfügbaren Taschenbüchern!). Die erste Buchhändlerin, mit der ich verhandelt habe, behält in der Regel 40% vom Verkaufspreis für sich. Das hätte in meinem Fall allerdings dazu geführt, dass ich nur wenige Cents an einem Verkauf verdiene, weshalb ich mich schließlich auf einen geringeren Prozentsatz mit ihr geeinigt habe. Mit dem ausgehandelten Preis bin ich dann bei weiteren Anfragen direkt auf andere Buchhändler zugegangen und habe noch keine Schwierigkeiten damit gehabt, meine Einkaufspreisvorstellungen umzusetzen. Es erfordert allerdings ein bisschen Mut, gerade wenn man das Verkaufen und Handeln nicht gewohnt ist (so ging es mir zumindest).
Wenn Du auf kulturelle Veranstaltungszentren zugehst, solltest Du Dir vorher gut überlegen, warum eine Lesung aus deinem Buch dort gut ins Programm passen würde. Empfehlenswert ist, den Veranstaltungsort gut zu kennen und dort vorher vergleichbare Veranstaltungen zu besuchen. Dadurch lernst Du im besten Fall Deine Ansprechpartner und Dein potenzielles Publikum kennen.
Wichtig ist hier, dass du in einer Stadt mit vielleicht 20.000 Einwohnern nicht alle paar Wochen eine Lesung anbieten kannst (Es sei denn, es erscheint alle paar Wochen ein neues Buch von dir …). Es empfiehlt sich, Deine Kooperationspartner unter dem wirtschaftlichen Aspekt zu betrachten.
Persönliche Kontakte aktivieren
Nachdem Du Dich mit den professionellen Anbietern auseinander gesetzt hast und dort erste Erfolge verbuchen konntest, ist es an der Zeit, Deine persönlichen Kontakte zu pflegen und hinsichtlich ihres in-Frage-Kommens als Multiplikatoren zu überprüfen. Bestimmt haben mittlerweile alle Deine Freunde und Verwandte Dein Buch gekauft, gelesen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiterempfohlen. Es soll an dieser Stelle auch nicht darum gehen, noch mehr Leser aufzutreiben oder andere gar in peinlicher Weise zu nötigen, Dein Buch zu kaufen. Ziel ist ja, Dich als AutorIn bekannt zu machen und einen treuen LeserInnenstamm aufzubauen, der sich freut, wenn Du einen neuen Titel veröffentlichst und nicht vor Dir wegrennt!
Vielmehr ist die Frage: Wer Deiner Freunde/Verwandten hat Zugang zu Deiner Zielgruppe und kann Dir weitere Türen öffnen?
Ich verdeutliche das an zwei Beispielen aus meiner eigenen Arbeit:
Meine Tante arbeitet als Erzieherin in einer großen Einrichtung in einem Team aus ca. zwanzig Mitarbeiterinnen im Alter meiner Zielgruppe. Außerdem hat sie im Kindergarten viel Kontakt zu Frauen bzw. Müttern, die ihre Kinder bringen und abholen. Auf ihren Vorschlag hin haben wir dort einen „Mütterabend” organisiert, mit einer kleinen Lesung aus meinem Liebesroman, mit Snacks und vielen Gesprächen.
An diesem Abend habe ich zwar nicht viele Bücher verkauft, aber neue Bekanntschaften gemacht und mich selbst ins Gespräch gebracht. Wenn mein neuer Roman erscheint, verknüpfen zumindest diese Frauen mit meinen Namen ein Gesicht und die Erinnerung an einen netten Abend, was womöglich einen Kaufanreiz bietet.
Des Weiteren bin ich bei einer Heilpraktikerin in Behandlung, die selbst sehr belesen ist. Viele ihrer Patientinnen sind Frauen. In ihrem Wartebereich stellt sie Bücher als Leseexemplare aus, die ihr gefallen haben, wozu seit einiger Zeit auch mein Roman gehört. Daneben liegt ein Stapel Visitenkarten mit einem netten Bild von mir.
Solche Maßnahmen erhöhen deinen Bekanntheitsgrad, auch wenn sich natürlich nicht exakt ausmachen lässt, wie viele Exemplare sich nun wodurch verkaufen.
Die Erfahrung zeigt jedoch, dass das Zusammenspiel aus Presse, Lesungen, Verkaufspartnern und persönlichen Kontakten die Verkaufszahlen langsam, aber stetig erhöht.
Fazit
Ein lokales Netzwerk allein sorgt nicht dafür, dass Du vom Schreiben leben kannst. Aber es ist ein guter und sinnvoller Bausteins Deines Marketingkonzepts, mit dessen Umsetzung Du direkt beginnen kannst.
Eine lokale Berühmtheit zu sein, ist aber auch aus anderen Gründen nicht zu verachten: Die direkte Anerkennung tut unheimlich gut und streichelt das Ego. Mich motiviert es, wenn ich gefragt werde, wann mein nächster Roman erscheint. Wenn du also – wie ich es zugegebenermaßen immer mal wieder tue – auch davon träumst, eine gefeierte Bestseller-Autorin zu sein, dann kann Dir Dein lokales Netzwerk einen kleinen Vorgeschmack darauf liefern, wie sich das anfühlen wird.
Im Waldkindergarten meiner Tochter wissen alle anderen Mütter, wer ich bin und was ich mache. Einerseits fühlt sich das manchmal komisch an, denn in gewisser Weise gilt die Schriftstellerei als exzentrisch. Andererseits gefällt mir wiederum genau das: Das Gefühl, ein bisschen anders zu sein, versüßt mir den alltäglichen Trott.
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Über die Autorin
Ruby Summer schreibt Unterhaltungsliteratur für Frauen.
Sie lebt mit ihrer Familie – inklusive hündischer Co-Autorin Emma – in der Nähe von Bielefeld.
Die Lovestory „Prinzessin auf der Insel” ist ihr erster Roman. Am 24. Februar 2018 erschien ihr zweiter Roman mit dem Titel „Om Shanti Wuff*”. Eine Krimikomödie im Yogamilieu – nicht nur für Hundeliebhaberinnen! Es handelt sich um Band 1 der Reihe „Vier Pfoten ermitteln”, für die weitere Titel in Vorbereitung sind.
Homepage: https://ruby-summer.com/
Facebook: https://www.facebook.com/ruby.summer.autorin/
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Vielen lieben Dank an Ruby für diesen Artikel! Es erfordert anfangs viel Mut, sich mit seinem Buch im Schlepptau auf den Weg in die Buchhandlungen, Volkshochschulen, etc. zu machen, aber es lohnt sich durchaus!
Stelle unbedingt sicher, dass du ein wirklich gutes, professionell wirkendes Buch mitbringst (hier nochmal Tipps zum perfekten Buchcover), das auch inhaltlich gut gemacht ist.
Wie sind deine Erfahrungen? Hast du schonmal Pressemitteilungen verschickt und dich selbst um Lesungen in deiner Stadt gekümmert?
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