Wie plottet man richtig?
Aktuell bin ich ständig in der Mastermindgruppe unterwegs, die ich mit meinem Team im März beim Schreiben und der Vermarktung begleite. Dort kam unter anderem die Frage auf, welche Möglichkeiten es gibt, die Rahmenhandlung des Romans („Plot“) strukturiert aufzuschreiben oder zu visualisieren, sodass man sich ein gutes Bild des großen Ganzen machen kann.
Gibt es da den einen, richtigen Weg?
Natürlich nicht. So wie es zig verschiedene Methoden gibt, um Idee und Charaktere zu einer Handlung zu kombinieren, gibt es auch zig verschiedene Möglichkeiten, diese Handlung zu strukturieren.
Klassiker: Das Notizbuch (oder Zettel)
Du könntest deine Handlung schlicht und ergreifend als Fließtext oder mit Stichpunkten aufschreiben. Die meisten Autor*innen, die ich kenne, arbeiten so.
Viele schreiben, wenn die Grundidee steht, eine so genannte „Outline“. Das ist die Rahmenhandlung in einer solchen Ausführlichkeit, dass sie als roter Faden dienen kann, du aber weiterhin die Freiheit hast, einzelne Szenen einzufügen, Nebenhandlungen einzuflechten und spontan zu bleiben.
Ob du dabei nur den Anfang und das Ende skizzierst, das Ende offen lässt oder jede kleine Überraschung vorplanst, ist Geschmackssache. Ich empfehle dir sehr, verschiedene Varianten im Laufe der Jahre auszuprobieren. Viele Autor*innen, mit denen ich arbeite, sind immer wieder überrascht, wie gut mit einem detaillierten Plot arbeiten können, obwohl sie sich als „Bauchschreiber“ sehen.
Für Strukturierte: Karteikarten und Bretter
Ich habe bei meinem vorletzten und letzten Romanprojekt die Eckpunkte des geplanten Plots auf A5-Seiten geschrieben und sie gut sichtbar an meine Bürotür gehängt. Darunter habe ich die drei Hauptfiguren auf A4-Zetteln skizziert. So sah das aus:
Dem ging ein kreativer Prozess voraus, bei dem ich zuerst Anfang und Ende festgelegt habe und dann immer mehr Wendepunkte und wichtige Ereignisse hinzukamen, bis ich schließlich eine gute Übersicht über den Handlungsverlauf hatte.
Bei meinem vorletzten Projekt habe ich dabei mit einem Whiteboard gearbeitet, aber Karteikarten oder Klebezettel sind genau so gut. Welche Möglichkeiten des Plottens es gibt und welche die Beste für dich ist, kannst du in meinem Schreibkurs lernen (dort habe ich auch ungewöhnlichere Herangehensweisen zusammengetragen für alle, die mit den klassischen Systemen nichts anfangen können).
Direkt in der Software
Wenn du im Besitz einer Schreibsoftware mit Planungsmöglichkeit bist, dann kannst du natürlich auch dort das Grundgerüst deiner Geschichte hinterlegen. Diese Programme (z.B. Papyrus Autor, Scrivener oder auch DramaQueen) arbeiten beispielsweise mit Mindmaps und frei gestaltbaren Flächen. Je nach Software gibt es hier verschiedene Möglichkeiten der freien Gestaltung. Toll ist natürlich, dass du so alles an einem Ort hast und dich z. B. unterwegs nicht fragen muss, was noch gleich auf deinem Whiteboard oder auf den Klebezetteln stand, wenn du sie nicht digitalisiert hast.
Für Mutige: Dein Kopf
Für manche (nicht zu komplex gestaltete) Romane reicht es aus, wenn du die Grundgeschichte im Kopf hast. Mir persönlich ist das zu anstrengend, weil ich lieber Notizen habe, die ich sichtbar umordnen kann, aber ich weiß, dass manche gut damit klar kommen und möchte an dieser Stelle betonen, dass das Wichtigste ist, seinen eigenen Stil zu finden.
Ein Tipp zum Schluss:
Neulich wurde ich auf Instagram gefragt, wie man komplexe Geschichten planen kann, sodass man den Faden nicht verliert. Ich habe schon sowohl mit Excel-Tabellen als auch mit verschiedenfarbigen Klebezetteln gearbeitet, aber eine Sache passiert mir dabei immer wieder:
Wann immer ich einer vertrauenswürdigen Kollegin die Geschichte in allen Einzelheiten erzählt habe, fiel mir auf, dass viele komplexe Sachverhalte das Lesevergnügen gemindert haben.
Tatsächlich ist es oft so, dass eine Geschichte beeindruckender wird, wenn man sich auf weniger fokussiert. Ich möchte das nicht pauschalisieren, da es sicherlich Romane gibt, die aufgrund ihrer Komplexität erst interessant sind, aber in vielen Fällen habe ich erlebt: Weniger ist mehr.
Wenn du es nicht schaffst, deine Romanidee innerhalb von 3 Minuten zu erklären (und 3 Minuten sind sehr lang, ein Pitch sollte eigentlich nur 10 bis 30 Sekunden dauern), dann ist dir selbst der rote Faden der Geschichte vermutlich noch nicht klar.
Lege zuerst die Eckpfeiler fest, gieße das Fundament und beginne dann, die Mauern hochzuziehen.
Wenn du mehr darüber lernen willst, auf welche Hürden du beim Romanschreiben und bei der Vermarktung stoßen kannst und wie du sie überwindest, dann lade ich dich herzlich zu meinem Webinar am 2. April ein. Klicke hier für mehr Informationen.
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